Mit ihren Côte-Rôtie-Weinen aus den drei Weinbergslagen La Mouline, La Landonne und La Turque, den so genannten La-La-Las, hat es die Familie Guigal zu Weltruf gebracht. Noch vor fünfzig Jahren stand die Weinregion im nördlichen Rhônetal eher für rustikale Weine, und den Namen Guigal kannte im Ausland so gut wie keiner.
Ich sitze mit Philippe Guigal in einem elegant im Empire-Stil eingerichteten Büro im ersten Stock, wo sein Vater Marcel für gewöhnlich nicht arbeitet, sondern wichtige Gäste empfängt. Er liebt alte Bücher, hat eine wunderschöne Kollektion von Gläsern aus gallo-römischen Zeiten und alte Keramik aus der griechisch-römischen Epoche. Mir fallen sieben rote Miniatur-Ferraris auf, die in einem Regal hinter dem Schreibtisch stehen. „Papa hat immer davon geträumt, einen Ferrari zu fahren“, erläutert Philippe einen Spleen seines Vaters. „und er hat seit vierundfünfzig Jahren keinen einzigen Automobilsalon in Genf verpasst. Heute sind wir alle begeisterte Fahrer deutscher Autos, Audi, BMW und Porsche.“
Obschon Marcel Guigal nie Druck auf seinen Sohn ausgeübt hat, war für den 1975 geborenen Philippe von Anfang an klar, dass er Winzer werden wollte. Er war gerade dreizehn Jahre alt, als sein Großvater Etienne, der Gründer und Namensgeber des heute in der Welt des Weins berühmten Hauses Guigal, starb. Noch immer bedauert Philippe, dass nie die Zeit da war, um mit ihm über das Weinmachen philosophieren zu können.
Als der Großvater im Jahr 1960 innerhalb weniger Minuten erblindete, ging sein Sohn Marcel als Siebzehnjähriger ein Jahr vor dem Abitur von der Schule ab und übernahm die Leitung der Kellerei. Zahlreiche Augenoperationen hatten zwar dazu geführt, dass Etienne Guigal wieder konturenhaft sehen und auch im Weinberg arbeiten konnte, jedoch habe er nie mehr ein Buch gelesen oder gar ein Auto gesteuert.
Mit unbändigem Fleiß baute Marcel Guigal in den folgenden Jahrzehnten ein wahres Weinimperium auf, das es Mitte der achtziger Jahre auf eine jährliche Erzeugung von mehr als dreieinhalb Millionen Flaschen brachte, eine Menge, die sich bis heute noch einmal verdoppelt hat! Großvater Etienne soll damals halb im Scherz gesagt haben, das sei ja eigentlich gar nichts, schließlich habe er die Produktion von null auf siebzehntausend Flaschen gesteigert. Etienne Guigal und seine Frau Marcelle verstarben übrigens beide kurz nacheinander im Jahr 1988.
Die unglaubliche Geschichte der Familie Guigal, die mir Philippe an diesem Nachmittag erzählt, klingt wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Denn vor hundert Jahren konnte kein Mensch auch nur ahnen, welcher Winzertraum sich in Ampuis in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert erfüllen sollte.
Etienne Guigal wurde 1909 als letztes von drei Kindern geboren, sein Vater starb zwei Jahre später. Da die Familie in recht ärmlichen Verhältnissen lebte, wandte sich die Mutter mit einem heute unfassbar klingenden Ratschlag an den acht Jahre jungen Etienne: „Ich habe kein Geld, um mich um Euch alle drei kümmern zu können. Du bist zwar der Jüngste, aber auch der Schlaueste von Euch, am besten nimmst du Dein Leben selbst in die Hand!“
Bald darauf ging der kleine Etienne tatsächlich auf die Wanderschaft und verdingte sich zunächst als Bauernknecht in der Haute-Loire, wo er vier Jahre blieb. Dann zog es ihn in die Industriestadt Saint-Etienne, wo er Arbeit in einer Fabrik fand. Die Frage seines Chefs nach seinem Alter beantwortete Etienne unzutreffend mit Sechzehn. Weil Kinderarbeit auch in jenen Jahren natürlich nicht erlaubt war, gab der Patron dem jungen Mitarbeiter, dem er natürlich kein Wort glaubte, den dringlichen Rat: „Wenn du einen Uniformierten siehst, versteckst du dich gefälligst, ich habe dich hier jedenfalls nie gesehen.“
Zwei Jahre später schrieb ihm sein älterer Bruder André einen Brief. Etienne Guigal hatte zwar nie eine Schule besucht, er konnte aber fließend schreiben und lesen, vor allem aber konnte er schneller rechnen als alle anderen. „Ich habe Arbeit für dich in Ampuis gefunden,“ ließ ihn der Bruder wissen, „du kannst bei der Aprikosenernte helfen!“ Außerdem sei das Wetter im Rhônetal ohnehin viel besser als in den kühlen Bergen. Daraufhin machte sich Etienne Guigal auf einem Pferd auf den beschwerlichen Weg nach Ampuis. Dort angekommen, zeigte Bruder André ihm die Aprikosenbäume, dem bei dieser Gelegenheit auffiel, dass Etienne viel mehr Interesse für die Weinberge zeigte.
Das größte Weingut vor Ort hieß damals Vidal-Fleury; seit seiner Gründung im Jahr 1781 besitzt es bis heute auch Weinberge in den steilen Terrassenlagen der Côte-Rôtie. Traditionell ging das Gut jeweils vom Vater auf den Sohn über, zugleich übten die Vidal-Fleurys lange das Amt des örtlichen Notars aus. Der junge Joseph Vidal-Fleury konnte der Juristerei aber nur wenig abgewinnen und hatte nur Partys im Kopf. Prompt fiel er durch das Examen. Erzürnt befahl ihm der Vater, sich nun gefälligst um die mühsame Weinbergsarbeit zu kümmern. Dabei kam ihm der Arbeit suchende Etienne Guigal wie gerufen, den er als Tagelöhner für die Weinberge einstellte. Der schuftete von früh bis spät derart fleißig, dass Vidal-Fleury ihm bald die Leitung der Weinbergsarbeit übertrug. Wenige Jahre danach übernahm Etienne Guigal auch die Arbeit im Keller und wurde schließlich Geschäftsführer der Maison. Joseph Vidal-Fleury kümmerte sich hauptsächlich um den Verkauf der Weine, insbesondere in Paris, wo er als Vizepräsident des „Institut National des Appellations d’Origine“ ohnehin eine wichtige Rolle spielte. Etienne Guigal hingegen war sein treuer Statthalter im Rhônetal, der sich bestens um die Leitung der Kellerei kümmerte.
„Im zweiten Weltkrieg kämpfte Großvater in Tunesien in der vordersten Schlachtlinie gegen die Deutschen“, erzählt Philippe Guigal. Da er sich bei seinem General nebenher auch als kenntnisreicher Kellermeister profilierte, durfte er schon bald wieder nach Hause. Dort war am 8. August 1943 sein Sohn Marcel zur Welt gekommen. Ein Jahr nach Kriegsende kündigte Etienne Guigal überraschend seinen Job bei Vidal-Fleury, das mittlerweile zum größten Handelshaus im gesamten Rhônetal aufgestiegen war. Er wollte sich als Winzer und Weinhändler selbständig machen und hoffte natürlich, dass sein kleiner Sohn irgendwann einmal seine Passion für den Wein teilen würde. Joseph Vidal-Fleury akzeptierte die Kündigung zwar nicht, konnte dagegen aber natürlich nichts unternehmen. So begann der siebenunddreißigjährige Etienne Guigal seine eigene Karriere.
Durch geschicktes Wirtschaften kam er bald zu so viel Geld, dass er jenes Haus in der Ortsmitte von Ampuis kaufen konnte, das ab 1947 den Grundstock für seine neue Kellerei bilden sollte. Genauso gelang es ihm einige Jahre später, genau den Weinberg zu kaufen, den er schon bei seiner Rückkehr ins Rhônetal in den zwanziger Jahren besonders ins Herz geschlossen hatte. Es war die ein Hektar große Parzelle von La Mouline.
Kurz nach der Erkrankung von Etienne Guigal und der Übernahme des Gutes durch seinen Sohn Marcel taten sich 1961 ernsthafte Probleme auf. Der Bürgermeister von Ampuis hatte es sich partout in den Kopf gesetzt, große Teile der nur noch fünfzig Hektar umfassenden Weinberge im Côte-Rôtie roden zu lassen, um sie künftig als Bauplätze zu nutzen.
Das gab einen Aufschrei! Gemeinsam mit dem Winzerkollegen Georges Vernay aus dem benachbarten Condrieu legte Marcel Guigal Widerspruch gegen diese Pläne ein und hatte damit Erfolg. Ihnen ist es zu verdanken, dass das mehr als zweitausend Jahre alte Wein-Kulturerbe der nördlichen Rhône damals nicht verschwunden ist. Die wirtschaftlichen Verhältnisse waren seinerzeit aber so schwierig, dass Marius Gentaz-Dervieux, der damalige Präsident der Appellation Côte-Rotie, dem jungen Marcel sogar empfahl, besser nach Lyon zu gehen, um dort in einer Fabrik zu arbeiten. Doch der blieb, und das war auch gut so, denn in den 1970er Jahren belebte sich das Interesse an den Weinen aus dem Rhônetal plötzlich wieder. Am Ende der Dekade kam ein junger amerikanischer Jurastudent namens Robert Parker zu Guigal, um dessen Weine zu verkosten. Als Parker im folgenden Jahr wiederkam, erzählte er Guigal, dass er einen Newsletter für seine Studentenkollegen gegründet habe, den Wine Advocate. Parkers Lobeshymnen über die Rhône-Weine insgesamt beflügelten eine längst überfällige Renaissance der Region. Besonderes Aufsehen erregte, dass Marcel Guigal für seine La-La-La-Weine mehrmals hundert Punkte erhielt und seitdem mit den großen Erzeugern dieser Welt in einem Atemzug genannt wird.
Die Geschäfte begannen regelrecht zu florieren, und als die Kellerei von Vidal-Fleury im Jahr 1984 zum Verkauf stand, war vor dem geschichtlichen Hintergrund schnell klar, dass nur die Guigals als Käufer in Frage kamen. Unter deren Ägide wird Vidal-Fleury übrigens bis zum heutigen Tag als eigenständiger Betrieb geführt.
Auch als das seinerzeit ziemlich heruntergekommene Château d’Ampuis 1995 zum Verkauf angeboten wurde, war Marcel Guigal aus gutem Grund wieder ein aussichtsreicher Interessent. Seine Mutter Marcelle hatte dort einst für eine Lyoner Industriellenfamilie als Hauswirtschafterin gearbeitet, als sie Vater Etienne beim Schwimmen in der Rhône kennenlernte und bald danach heiratete. Die Guigals steckten ein Vermögen in die Restauration des Anwesens, wo Philippe Guigal heute mit seiner Familie im ersten Stock lebt.
Nach dem Studium der Biochemie in Lyon hat der ebenso smarte wie tüchtige Philippe Guigal sein önologisches Diplom in Dijon abgelegt. Daneben beteiligte er sich an einem von der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) organsierten Programm, das ihn innerhalb von zehn Jahren in nicht weniger als achtzehn Weinbau treibende Länder führte.
Seine Ehefrau Eve stammt aus Korsika, wo ihre Eltern eine Tanzschule betrieben und sie schon mit fünf Jahren tänzerisch aktiv war. Als die Guigals in der unmittelbaren Nachbarschaft ein Ferienhaus kauften, war dies für den jungen Philippe schon deshalb von besonderem Interesse, weil er gerade mit einer anderen Partnerin französischer Amateurmeister in den latein-amerikanischen Tänzen geworden war, mit der er auch die Europameisterschaften gewonnen hatte. Vater Marcels Befürchtungen, der Sohn könne sich gar dem Profitanzsport zuwenden, zerstreuten sich gottlob. Philippe und Eve heirateten bald und leben seitdem in Ampuis. Seit der Geburt ihrer Zwillinge Etienne und Charles im Jahr 2010 bewegen sich die Guigals nur noch zum Vergnügen auf der Tanzfläche, nun allerdings nach den deutlich beschaulicheren Rhythmen der Standardkategorie.
Obschon die weitläufigen Verwaltungsgebäude des Guigalschen Anwesens jedem Famlienmitglied längst ein komfortables Einzelbüro ermöglichen, sitzen die jungen Guigals nach wie vor mit den Eltern in jenem kaum zwanzig Quadratmeter großen Büro beisammen, wo in den 1940er Jahren alles seinen Anfang nahm. Marcel Guigal ist ein vielbeschäftigter Mann: Neben seinen Aufgaben im Unternehmen ist er ehrenamtlich als Vizepräsident des Weinhandels im Rhônetal und als Generalsekretär des französischen Exportverbandes für Wein und Spirituosen tätig. Seine Frau Eve ist für das Marketing, die Pressearbeit und die Gästebetreuung zuständig – Philippe bezeichnet die Mama liebevoll als „Animatrice générale“, als Alleinunterhalterin. Was das unter anderem bedeutet, erlebte ich bei einem familiären Mittagessen mit den Guigals. Als das Telefon zwischen Hauptgang und Dessert klingelte, beschäftigte sich Madame so lange geduldig mit dem Kunden, bis sie die Bestellung bis auf den letzten Karton exakt notiert hatte. Meine Frage, ob diese räumlich enge Zusammenarbeit von vier starken Charakteren denn auf Dauer gutgehe, merkte Philippe später augenzwinkernd an, dass es mit seinem Vater nur Probleme gebe, wenn er ihn mit moderner Technologie konfrontiere. „Mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern haben wir aber auch das bisher immer gelöst!“
Als Philippe 1997 in die Firma seines Vaters eintrat, hatten die Guigals gerade einmal zwölf Hektar eigene Weinberge; daraus sind inzwischen knapp hundert geworden. „Fast jeden Monat gibt es neue Angebote“, bemerkt Philippe Guigal, der seine Landkäufe stets mit äußerster Diskretion abzuwickeln pflegt. Nur ein einziges Mal habe ich den jungen Gutsherrn in Grundstücksfragen konsterniert erlebt, als ihm ein gewisser François Pinault, dem auch Château Latour in Pauillac gehört, vor einigen Jahren das drei Hektar große Château Grillet in Condrieu vor der Nase wegkaufte. Mit günstigen Weinbergspreisen war es an der nördlichen Rhône aber schon vorher längst vorbei. Wo man in den 1960er Jahren ein Hektar Côte-Rôtie noch für fünfzigtausend Francs kaufen konnte, muss man heute locker eine Million Euro auf den Tisch legen und im Hermitage sogar noch fünfzig Prozent mehr.
Die Guigals hatten also klug und weitsichtig gehandelt, als sie im Jahr 2000 ihr Lagenportfolio durch den Erwerb der beiden Weingüter de Vallouit und Jean-Louis Grippat um zwanzig Hektar ergänzten, darunter wertvolle Parzellen im berühmten Hermitage. Neben den beiden „normalen“ Hermitages erzeugt Guigal in den renommierten Granitparzellen heute auch jeweils eine weiße und eine rote Prestige-Cuvée, die beide auf den Namen Ermitage Ex Voto hören und aus etwa siebzig Jahre alten Reben stammen. Der Weißwein wird aus neunzig Prozent Marsanne und zehn Prozent Roussane komponiert, der Ausbau erfolgt dreißig Monate in komplett neuen Eichenfässern. Das ausschließlich aus Syrahtrauben bereitete rote Pendant verbleibt sogar noch zehn Monate länger in neuen Pièces, die seit dem Jahr 2006 in einem Nebengebäude von Château d’Ampuis durch einen hauseigenen Fassbinder hergestellt werden. Die Jahresproduktion von neunhundertfünfzig Fässern deckt inzwischen den kompletten Bedarf für die Guigalschen Spitzenweine.
Diese kommen heute zum großen Teil immer noch aus der Gemeinde Ampuis und der auf zweihundertneunzig Hektar angewachsenen Rebfläche von Côte-Rôtie und sind nach den Regeln der örtlichen Appellation Contrôlée stets Rotweine. Neben dem bereits erwähnten Weinberg von La Mouline kamen 1978 La Landonne und 1985 La Turque hinzu. Diese drei prachtvollen Weine eint, dass sieierzig Monate in neuen Eichenfässern reifen, jedoch unterscheiden sie sich hinsichtlich des Terroirs und der Rebsortencuvées. In Côte-Rôtie hat es nämlich Tradition, dass zwischen der roten Syrah auch weiße Viognierstöcke angepflanzt werden dürfen, die dann allerdings gemeinsam geerntet und verarbeitet werden müssen. Während der gut zwei Hektar große Weinberg von La Landonne komplett mit Syrah bepflanzt ist, liegt der Weißweinanteil im nicht einmal halb so großen La Turque bei sieben Prozent und im La Mouline sogar bei elf Prozent. Zu den Topweinen des Hauses zählt seit zwanzig Jahren auch der Condrieu La Doriane, ein mächtiger Weißwein, der komplett aus Viogniertrauben gekeltert wird, acht Monate in neuen Pièces verbleibt und pro Jahr etwa zwölftausend Flaschen erbringt.
Es liegt auf der Hand, dass diese von der Wein-Presse gefeierten Spitzencuvées nur einen Bruchteil der Guigal´schen Gesamterzeugung von rund sieben Millionen Flaschen ausmachen und das Gros der insgesamt benötigten Trauben zugekauft werden muss. Das ist auch der Grund, weshalb das Unternehmen Guigal als Maison und nicht als Domaine firmiert. Im Programm des Hauses befinden sich insgesamt achtzehn verschiedene Weine, von denen der preiswerte, stets aber ansprechende rote Gebietswein Côtes du Rhône allein fast fünfzig Prozent der Absatzmenge ausmacht. Etwa die Hälfte der Weine wird in Frankreich konsumiert, während die Vereinigten Staaten, Japan, Kanada, Deutschland, Dänemark und Großbritannien die wichtigsten von insgesamt hundert Exportmärkten darstellen, um die sich Philippe Guigal höchstpersönlich kümmert.
Die in den beiden letzten Jahrzehnten gigantisch gewachsene Kellerei in Ampuis bietet heute Platz für viereinhalb Millionen Liter in Edelstahltanks, zweihundert große Holzfässer mit einem Fassungsvermögen von jeweils sechstausend Liter und fünftausend Barriquefässer, die man hier wie in Burgund Pièces nennt. Insgesamt beschäftigen die Guigals in Weinbergen, Keller und Büro das Jahr über fünfzig Mitarbeiter.
Und die werden in den nächsten Jahren gewiss nicht weniger, denn gerade erst Anfang Mai hat Philippe Guigal einen weiteren halben Hektar in den Côteaux de Chery in Condrieu erworben.
Bei zahlreichen Besuchen in Ampuis verkostete Armin Diel die grandiosen Lagenweine des Hauses Etienne Guigal, darunter die berühmten Lagenweine La Mouline, La Landonne und La Turque, insgesamt sechsunddreißig Weine aus den Jahrgängen 1978 bis 2009.
2009 Etienne Guigal Condrieu La Doriane: Goldgelbe Farbe; weniger exotisch in seiner Duftkomposition, erinnert eher an gelbes Steinobst, Aprikose, Pfirsich, wieder deutliche Vanilleprägung; sehr komplexer Körper, mächtiger Alkoholgehalt von 15 Volumenprozent, an Granit erinnernde Mineralik; feinherber Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2020, 94 Punkte
2008 Etienne Guigal Condrieu La Doriane: Goldgelbe Farbe; wieder eine Komposition tropischer Früchte in Kombination mit rauchiger Vanille, ein Hauch von Akazienhonig; guter Fond, allerdings nicht so üppig wie gewohnt, der eher mäßige Jahrgang kommt diesem Wein in puncto Frische sehr zugute; leicht salziger Abklang. Sollte in den nächsten Jahren getrunken werden. 93 Punkte
2006 Etienne Guigal Condrieu La Doriane: Goldgelbe Farbe; ein wahrer Cocktail tropischer Früchte im Bukett, Mango, Papaya und Banane; ausladender Körper, deutliche Vanilleprägung, verhaltene Säure; im Nachhall Anklänge von Eisenkraut und Quitte. Sollte in den nächsten Jahren getrunken werden. 91 Punkte
2003 Etienne Guigal Condrieu La Doriane: Goldgelbe Farbe; eindrucksvoller Duft von Mango, Reneklode und Dörrobst; mächtiger Körper, rauchige Vanillenote, enorme Konzentration; am Ende ein Hauch von Walnuss, etwas alkoholisch. Sollte getrunken sein. 91 Punkte
2007 Etienne Guigal Ermitage Blanc Ex Voto: Mittelgelbe Farbe mit zartgrünen Reflexen; duftet nach Akazienhonig, Weißdorn und Quitte; konzentrierter Körper, aber keineswegs fett, deutliche Vanillenote von neuem Eichenholz, gute Balance, feste Struktur, braucht Zeit. Bester Trinkzeitraum bis 2025, 95 Punkte
2007 Etienne Guigal Côte-Rôtie Château d’Ampuis: Kräftiges Dunkelrot, fast schwarz, deutliche Lilafärbung; duftet nach roten Kirschen, Holunderbeeren, Vanille und Gewürznelke; stoffiger Körper, viel neues Holz, bestens eingebundene Tannine; gefälliger Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2025, 92 Punkte
2006 Etienne Guigal Côte-Rôtie Château d’Ampuis: Tiefes Dunkelrot mit Lilareflexen; delikater Duft von Schwarzkirsche und Brombeere, deutliche Vanillenote, etwas Zimt; mittlere Geschmackstiefe, Lakritze, Leder, leicht animalische Note; feinherbe Tannine im Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2025, 91 Punkte
2000 Etienne Guigal Côte-Rôtie Château d’Ampuis: Gut gedecktes Purpurrot mit dezentem Orangerand; duftet nach roten und schwarzen Früchten, Cassis, Himbeere, aber auch etwas Pflaume; im Geschmack dominieren rauchige Noten von Schinkenspeck, Teer und Wacholderbeeren; ein Hauch von Schokolade im mittleren Abklang. Bester Trinkzeitraum bis 2020, 90 Punkte
2007 Etienne Guigal Ermitage Ex Voto Rouge: Wieder sehr dunkles Purpurrot mit deutlicher Lilafärbung; duftet nach Schwarzkirsche und Cassis, etwas Veilchen und Teer; hat viel Stoff und eine feste Tanninstruktur, die sich im Abklang deutlich milder präsentiert; feinwürziger Nachhall von Wildkräutern und Muskatnuss. Bester Trinkzeitraum von 2020 bis 2035, 97 Punkte
2006 Etienne Guigal Ermitage Ex Voto Rouge: Kräftiges Purpurrot mit deutlichem Lilarand; erinnert im Duft an Schwarzkirsche und Haselnussschokolade, Trüffel und Weißdorn; geschmeidiger Körper, elegante Frucht, Rosmarin, Sandelholz und Lavendel; große Dichte und Länge; fester Nachhall. Bester Trinkzeitraum von 2020 bis 2035, 96 Punkte
2008 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Turque: Tiefdunkles Rot mit zarten Lilareflexen; überaus gefälliges Bukett mit Anklängen von Eukalyptus, Holunderbeere und Lakritze; mittlere Fruchtdichte, zarte Süße, Kardamom und Vanille. Man vermisst die Konzentration und Länge großer Côte-Rôtie-Jahrgänge. Bester Trinkzeitraum bis 2025, 92 Punkte
2007 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Turque: Tiefdunkles Rot, überaus komplexes Duftspektrum, Schwarzkirsche, Preiselbeere, wieder ein Hauch von schwarzer Trüffel, Süßholz und Eukalyptus; enorme Dichte, ausgeprägte Tannine. Beachtliches Reifepotenzial, braucht allerdings noch Zeit. Bester Trinkzeitraum von 2020 bis 2035, 97 Punkte
2005 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Turque: Tiefdunkles Rot ohne jeden Orangerand ; sehr dichtes, noch etwas unnahbares Bukett; duftet nach Schwarzkirsche, Trüffel und Veilchen, ein Hauch von Teer; prächtige Fruchtfülle, geschmeidige Tannine, allerbeste Zukunftsprognose. Ein Côte-Rôtie nahe der Perfektion! Bester Trinkzeitraum von 2020 bis 2040, 98-100 Punkte
2001 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Turque: Gut gedecktes Rubinrot mit zartem Orangerand; vollreife schwarze Beerentöne verbinden sich im Duft mit Kaffee- und Röstnoten; saftiger Körper, deutlich herzhaftere Tannine als im Vorjahr vermitteln dem Wein eine herrliche Frische; sehr feiner Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2035, 95 Punkte
2000 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Turque: Mitteltiefes Rot mit Anzeichen eines zarten Orangerandes; saftiger Duft von schwarzer Johannisbeere, Haselnussschokolade und etwas Nougat; gut strukturierter Körper, reichhaltiger Wein; im Abklang deutliche Noten von reifen Feigen und Pflaumen; hat seinen idealen Reifepunkt fast erreicht. Bester Trinkzeitraum bis 2025, 94 Punkte
1999 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Turque: Einer der legendären Jahrgänge von La Turque! Tiefdunkles Rot, fast ohne jeden Orangerand; zeigt eine enorme Saftigkeit und Fruchtfülle, wie man sie von den besten Côte-Rôties erwarten darf; deutliche Röstnoten, fein gewirkte Tannine; ein Wein mit außergewöhnlichem Reifepotential. Bester Trinkzeitraum von 2025 bis 2040, 98-100 Punkte
1997 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Turque: Sattes Dunkelrot mit zarten Orangereflexen; duftet nach Mokka, Schokolade und Kardamom; kräftiger Körper, eingebunden von malziger Süße, pikanten Tanninen und animalischen Noten; überraschend weit entwickelt; deutlich Vanille und Lakritze im Abklang. Bester Trinkzeitraum bis 2025, 92 Punkte
1995 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Turque: Gilt allgemein als einer der besten Jahrgänge von La Turque. Diese Flasche jedoch erinnerte im Duft an feuchten Waldboden, Veilchen und auch eine Spur an Sellerie; recht gute Struktur; die feinherbe Note im Abklang lässt darauf schließen, dass es sich womöglich um einen versteckten Korkschmecker handelte? (90) 95 Punkte
1990 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Turque: Gut gedecktes Dunkelrot mit zarten Orangereflexen; edler Syrahduft, typische Schwarzkirschnote gepaart mit Holunder, Süßholz und Rosine; seidige Fruchtfülle in Kombination mit sehr fein strukturierten Tanninen; deutliche Tabaknote im Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2030, 97 Punkte
2008 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Mouline: Neben dem mäßigen 1993er La Mouline einer der weniger beeindruckenden Weine aus dieser Lage. Mitteltiefes Rot, mit zarten Lilareflexen; ausgeprägter Veilchenduft mit einem Hauch von Holunderbeere, Eukalyptus und Pflaume; auch im Geschmack fehlt es an jener Fülle und Tiefe, wie man sie man sie hier üblicherweise schätzt. Bester Trinkzeitraum bis 2020, 90 Punkte
2007 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Mouline: Kräftig gedecktes Dunkelrot mit deutlichen Lilareflexen; das Bukett ist dominiert von schwarzer Johannisbeere, Schwarzkirsche, Haselnuss und Sandelholz; enorme Fruchtfülle und Konzentration, geradezu seidig anmutende Tannine; geschmeidiger Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2030, 96 Punkte
2006 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Mouline: Ein Meisterstück Guigal´scher Kellerkunst in einem an der nördlichen Rhône allgemein als schwierig geltenden Jahrgang. Kräftiges Dunkelrot mit Lilareflexen; ausgeprägter Duft von Sandelholz und roten Früchten; am Gaumen wirken die Tannine etwas streng und beleben die von Schwarzkirsche, Holunderbeeren und Zimt dominierte Frucht; markanter Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2030, 94 Punkte
1999 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Mouline: Tiefdunkles Rot mit zarten Lilareflexen; bietet im Duft alles, was man sich von einem großen Guigal-Wein verspricht: saftige Opulenz, kräuterwürzige Anklänge von Veilchen, reifen Blaubeeren, ein Hauch von Balsamessig und reichlich geröstetes Toastbrot. Bereits in seiner Jugend mit außergewöhnlichem Genuß trinkbar, weist dieser mächtige Wein ein enormes Lagerpotential auf. Bester Trinkzeitraum bis 2035+, 98-100 Punkte
1995 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Mouline: Gut gedecktes Mittelrot mit zarten Orangereflexen; anmutiger Duft von Veilchen und Rosen mit einem herzhaften Schuss von Kaffee und Räucherspeck; sehr ausgewogene Frucht mit deutlichen Röst- und Vanilletönen; brilliert mehr durch seine feine Eleganz als durch Power und Extraktsüße. Bester Trinkzeitraum bis 2020, 94 Punkte
1993 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Mouline: Gilt in der Appellation als ähnlich schwieriger Jahrgang wie 1984. Mitteltiefe Farbe mit deutlichem Orangerand; duftet nach Nelke, Vanille und Holunder; im Mund wirken die Tannine etwas hart, sie erinnern an grüne Paprika und Wacholder. Ein Hauch von feuchtem Waldboden eröffnet die Frage, ob der Korken völlig in Ordnung war? Sollte sicherheitshalber in den nächsten Jahren getrunken werden. 89-91 Punkte
1991 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Mouline: Wurde in der Fachwelt von Anfang an als einer der besten französischen Rotweine dieses schwierigen Jahrgangs betrachtet. Kräftiges Dunkelrot mit deutlichen Orangereflexen; feinwürziger Duft von Veilchen und schwarzen Johannisbeeren, flankiert von herzhaften Tönen von geräuchertem Speck; perfekt ausbalancierter Körper, zarte Süße. Ein Schmuckstück aus Samt und Seide! Bester Trinkzeitraum bis 2025, 97 Punkte
1990 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Mouline: Gilt als einer der allerbesten Jahrgänge aus diesem Weinberg. Immer noch sehr gut gedecktes Dunkelrot mit zarten Orangerändern; duftet nach Sandelholz, Pflaumen und Feigen; am Gaumen wirken die Tannine geradezu seidenartig weich, etwas Gewürznelke und Kardamom, die Süße erinnert an Lebkuchen; brillanter Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2025, 98 Punkte
1986 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Mouline: Kein besonders gutes Jahr im nördlichen Rhônetal! Mitteltiefes Dunkelrot mit deutlichen Orangeflexen; duftet nach überreifen schwarzen Johannisbeeren, Veilchenpastillen und getrockneten Feigen; bestens entwickelte Frucht, ein Hauch von Süßholz, Eukalyptus und Vanille. Der Wein ruht in sich und hat den Höhepunkt seiner Entwicklung schon eine Weile erreicht. Sollte in den nächsten Jahren getrunken werden. 93 Punkte
2008 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Landonne: Wurde ausnahmsweise komplett mit Stielen vergoren! Mitteltiefes Dunkelrot mit Lilatönung; geradezu seidig anmutendes Bukett, Veilchen, Minze, Kardamom und Vanille; im Geschmack dann deutlich herzhaftere Töne, Rauchfleisch, Kakao, Pfeffer und Leder; etwas grüne Tannine, mittlerer Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2025, 93 Punkte
2007 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Landonne: Extrem dunkelrote, fast undurchsichtige Farbe mit kräftiger Lilatönung; duftet nach Schwarzkirsche, Sandelholz, schwarzer Olive und geräuchertem Schinken; sehr gut strukturierter Körper, harmonische Tannine; feinwürzig-eleganter Nachhall mit Anklängen von Eukalyptus und Sandelholz. Bester Trinkzeitraum von 2020 bis 2035, 96 Punkte
2006 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Landonne: Wieder fast schwarze Farbe mit kräftigem Lilaton; überwältigender Duft von schwarzer Johannisbeere, Trüffel, Veilchen und Räucherspeck; samtige Fruchtfülle, geradezu süßliche Anmutung, die Tannine sind in bester Balance. Ein klassischer Syrah wie aus dem Bilderbuch. Bester Trinkzeitraum von 2020 bis 2030, 95 Punkte
2004 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Landonne: Kräftiges Dunkelrot mit ausgeprägter Lilafärbung; duftet nach Tabakdose und Rosenblättern, ein Hauch von Leder, Trüffel und schwarzer Johannisbeere; eher fein und elegant anmutender Körper, bei aller Strenge sind die Tannine sehr gut eingebunden; ausgesprochen würziger Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2025, 93 Punkte
2001 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Landonne: Ebenfalls tiefdunkle Farbe mit durchgängiger Lilaprägung; auffallend würziges Bukett, Vanille, Sternanis, Tabak und Sandelholz; edle Fruchtfülle, Anklänge von geräuchertem Speck, Lakritze und Kardamom, changiert im Charakter zwischen jugendlichem Überschwang und sittlicher Strenge. Bester Trinkzeitraum bis 2030, 96 Punkte
1999 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Landonne: Tiefdunkelrote, beinahe schwarze Farbe mit deutlichen Lilareflexen; wirkt im Duft geradezu jugendlich frisch, viel Cassis, Leder und Kakao; opulente Fruchtfülle, schwarze Johannisbeere, Eukalyptus und Minze, wunderbar eingebundene Tannine; superber Nachhall. Bester Trinkzeitraum bis 2035, 98 Punkte
1988 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Landonne: Zusammen mit dem 1985er der bislang perfekteste Guigal-Wein aus dieser Lage. Kräftige dunkelrote, fast schwarze Farbe, nur wenig Orangerand; duftet nach schwarzer Johannisbeere, Brombeere und frisch geröstetem Kaffee; unglaubliche Fruchtdichte und Süße, die Tannine sind auf das Vorzüglichste eingebunden. Grandioser Wein nahe der Perfektion. Bester Trinkzeitraum bis 2030+, 98-100 Punkte
1978 Etienne Guigal Côte-Rôtie La Landonne: Mit diesem Jahrgang debutierte Marcel Guigal in der Lage La Landonne, wo auch andere Winzer belegen sind. Noch immer ein beachtliches Dunkelrot mit deutlichem Orangerand; im Duft dominieren schwarze Früchte und Trüffel sowie eine Mischung aus Veilchen und Teer, etwas malzige Süße. Die sich in den Vordergrund schiebenden Tannine deuten an, dass der Wein seinen Höhepunkt schon einige Zeit überschritten hat. Sollte in den nächsten Jahren getrunken werden. 93 Punkte
Erstabdruck in FINE Das Weinmagazin 2|2014