Domaine Jacques-Frédéric Mugnier, Chambolle Musigny

HÖHENFLÜGE – Frédy Mugnier und seine begehrten Weine

Es zählt zum burgundischen Allgemeinwissen dass in Chambolle-Musigny die vielleicht feinsten und floralsten Rotweine der gesamten Côte de Nuits gedeihen. Weniger bekannt dürfte aber immer noch sein, dass mit Frédéric Mugnier ausgerechnet ein Quereinsteiger maßgeblichen Anteil daran hatte, diesen Ruhm in den letzten dreißig Jahren zu mehren.

In seiner Jugend war der als Sohn eines Bankiers in Paris aufgewachsene Mugnier vor allem in den Schulferien nach Burgund gekommen, wo das Château de Chambolle-Musigny als Feriensitz der Familie diente. Im Herbst 1980 half der Fünfundzwanzigjährige erstmals bei der Weinlese mit, also just in dem Jahr als sein Vater Jacques am ersten Lesetag an den Folgen eines Krebsleidens verstarb. Vom Weinbau verstand Frédéric Mugnier damals so gut wie nichts und er verspürte auch wenig Ambitionen, sich intensiver damit befassen zu wollen, zumal das Gros der Weinberge der Familie langfristig verpachtet war.

So landete Fredy, wie Freunde ihn bis heute zu nennen pflegen, zunächst einmal als Ingenieur bei der Firma Sofresid und arbeitete einige Jahre auf Ölborinseln in Norwegen, später auch in Abu Dhabi und Saudi-Arabien. Doch diese Arbeit erfüllte ihn nicht wirklich und irgendwann keimte in ihm zunehmend der Wunsch, sich doch um das Weingut in Burgund kümmern zu wollen. Im Frühjahr des Jahres 1985 nahm Frédéric Mugnier eine Auszeit vom Ölgeschäft, ohne zu ahnen, dass dies sein endgültiger Abschied aus dieser wenig sentimentalen Branche sein sollte. In Chambolle-Musigny angekommen machte er sich unter der Obhut von Bernard Clair, den Vater Jacques im Jahr 1978 als Verwalter für das damals nur vier Hektar umfassende Weingut eingesetzt hatte, an die Arbeit. Um sich ein entsprechendes Grundwissen anzueignen, empfahl Clair dem „Jungwinzer“ die Belegung eines Kurses an der Weinbauschule in Beaune und ließ ihn einfach machen. Im Unterschied zu vorher, als die komplette Ernte im Fass an den Handel verkauft wurde, füllte Frédéric Mugnier vom Jahrgang 1984 erstmals einige Flaschen ab und fand zunehmend Zuspruch für seinen Wein. Es sollte allerdings noch bis zum qualitativ sehr guten Jahrgang 1989 dauern, dass Mugnier es wagen konnte, die gesamte Ernte selbst über die Flasche zu vermarkten.

Die Ursprünge der Domaine Mugnier gehen zurück auf das Ende des 19. Jahrhunderts, als der in Dijon ansässige Likörfabrikant Francois Frédéric Mugnier zwanzig Hektar Weinberge zusammenkaufte, die sich jeweils zur Hälfte auf die Gemeinden von Nuits Saint Georges und in Chambolle-Musigny  verteilten. Das Gros dieser Parzellen gehörte zuvor der wohlhabenden Familie Marey-Monge, von der Mugnier im Jahr 1889 auch das Château de Chambolle-Musigny erwerben konnte. In der feinen Dijonnaiser Bourgeoisie war es damals keinesfalls üblich, sich sich um die Bewirtschaftung der Weinberge zu kümmern. Man beschäftigte Winzer, die die Tagesarbeit erledigten und verkaufte den Wein dann im Fass an den Handel.

Das Château de Chambolle-Musigny

Mugniers einziger Sohn Ernest übernahm die Verwaltung des Gutes für einige Jahre und hinterließ im Jahr 1924 insgesamt acht Kinder. Unter der Bezeichnung „Enkel von Frédéric Mugnier“ gründeten die fünf Söhne eine Gesellschaft und kümmerten sich gemeinsam um die Belange des Weingutes. Sie waren froh, dass ihre drei Schwestern ihnen ihre Weinbergs-anteile verkauften, auch um ihre Mitgift dadurch etwas auskömmlicher gestalten zu können. Im Ersten Weltkrieg wurden alle fünf Mugniers zum Militärdienst eingezogen und kamen schwer gezeichnet nach Hause zurück. Einige verstarben sogar in jungen Jahren, ohne Nachkommen zu hinterlassen.

Eine Ausnahme bildete insofern Marcel Mugnier, dessen Sohn Jacques im Jahr 1923 geboren wurde und gerade einmal fünfzehn Jahre alt war, als der Vater 1938 verstarb. Um sich der Zwangsarbeit der deutschen Besatzungstruppen zu entziehen, flüchtete Jacques Mugnier 1944 im Alter von zwanzig Jahren zunächst nach Spanien und später über Marokko nach Großbritannien. Seine Karriere als Flieger im freien Teil Frankreichs war nur von kurzer Dauer, denn bald nach Abschluss seiner Ausbildung war auch der Krieg zu Ende. Jacques Mugnier nahm deshalb das bei Kriegsbeginn unterbrochene Jurastudium wieder auf und leitete das Weingut gemeinsam mit seiner Mutter Germaine. Als Onkel Charles, immer noch Junggeselle, im Jahr 1944 verstarb, kam es zu erheblichen Zwistigkeiten in der Familie. Den größten Teil seines Vermögens hatte Charles nämlich seiner langjährigen Maitresse – heute würde man politisch korrekt von der Lebensgefährtin sprechen, einer Madame Adrien vermacht, die als Tänzerin an der Oper von Dijon tätig war. Jacques Mugnier hatte zwar nicht genügend Geld, um ihr die Weinberge abzukaufen, insbesondere aber lehnte Madame Adrien jegliche Verhandlungen mit einer Familie brüsk ab, die sie stets nur mit Missachtung und Häme gestraft habe. Sie zog es deshalb vor, ihre Grundstücke dem Weinhändler Joseph Drouhin anzudienen, womit der Domaine Mugnier nennenswerter Besitz verlorenging.

Bevor Jacques Mugnier 1950 in die Bank von Indochina eintrat, regelte er vor seiner Abreise nach Saudi-Arabien noch die Obliegenheiten der Familie: Er entschloss sich zu einem Verkauf des nicht mehr so recht florierende Likörgeschäft an die Firma L´Heritier-Guyot, die Weinberge jedoch wollte er unbedingt im Familienbesitz halten. Mit dem aus Nuits Saint Georges stammenden Weinhändler Guy Faiveley, den er vom Jurastudium her kannte, schloss er deshalb einen langjährigen Pachtvertrag, der zehn Hektar in Nuits Saint Georges, vier Hektar in Chambolle-Musigny und ein halbes Hektar im Clos de Vougeot.

Im Jahr 1952 wurde Jacques Mugnier nach Saigon versetzt, wo er die aus dem Elsass stammende Michelle Bachschmidt kennenlernte, die er zwei Jahre später heiratete. In Genf, wohin sie inzwischen umgesiedelt war, brachte Madame Mugnier im Januar 1955 ihren Sohn Frédéric zur Welt. Einige Monate später vereinte sich die Familie dann in Paris, wo Vater Jacques wieder seine Arbeit in der Bank aufnahm. „Er hat immer davon geträumt, die Weinberge in Burgund wieder in die Familie zurückzubringen“, erinnert sich Frédéric Mugnier heute, „sie möglicherweise sogar selbst zu bewirtschaften.“ Jedoch seien die Pachtregeln in Frankreich dermaßen streng, weil sie eher den Bewirtschafter schützen als den Eigentümer von Grund und Boden. Um einen Pachtvertrag auflösen zu können müsse der Verpächter nämlich nachweisen, dass er über hinreichende fachliche Voraussetzungen verfügt, die Weinberge selbst zu bewirtschaften zu können und auch, dass er vor Ort zu leben. Dies waren für Jacques Mugnier natürlich unerfüllbare Bedingungen, da er weiterhin in Paris leben wollte. Um ein Haar wäre es in dieser Causa zu einem Rechtstreit gekommen, die Anwälte waren bereits munitioniert, zu guter Letzt vereinbarte Mugnier im Jahr 1977 dann doch die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Faiveley: Der auf fünfundzwanzig Jahre limitierte Pachtvertrag umfasste nun aber nur noch die zehn Hektar große Monopollage Clos de La Maréchale in Nuits Saint Georges, hingegen einigte man sich darauf, dass die vier Hektar in Chambolle Musigny zurück in den Schoß der Familie Mugnier kamen. Um Faiveley diesen Deal schmackhaft zu machen, musste Mugnier ihm allerdings das halbe Hektar im Clos de Vougeot zu einem sehr günstigen Preis überlassen.

Frédéric Mugnier

Zurück zu Frédéric Mugnier, der es also dem Verhandlungsgeschick seines Vaters zu verdanken hatte, sich nun in Chambolle-Musigny als Winzer verwirklichen zu können. Der Jahrgang 1989 war nicht nur von besonderer Güte und steht gewissermaßen für den ersten Turn around der Domaine Mugnier, bei einem Fliegertreffen in jenem Jahr lernte Fredy, ein begeisterter Segelflieger, die aus Rennes stammende Ärztin Jocelyne Sauvage kennen, die er bald danach heiratete. „Ich schulde Jocelyn großen Dank dafür, dass sie ihre gesicherte Existenz und ihre Freunde verlassen hat, um in Burgund praktisch bei Null anzufangen“, lobt Frédéric Mugnier seine Frau. Das galt damals umso mehr, da sich die Weingeschäfte in jener Zeit bei weitem noch nicht so auskömmlich entwickelt hatten, um seiner Familie ein gesichertes Einkommen zu sichernn.

Bereits im Jahr 1988 hatte Frédéric Mugnier deshalb eine offizielle Lizenz als Verkehrspilot erworben und war ab 1990 für die französische Fluggesellschaft TAT zehn Jahre lang in Europa unterwegs. Das damit verbundene Einkommen bildete eine willkommene Grundlage, um dringend notwendige Investitionen im Weingut zu finanzieren. „Im Jahr 1992 machte die Domaine nämlich gerade einen Umsatz von dreißigtausend Euro“, erinnert sich Fredy Mugnier auch deshalb so genau, weil in diesem Jahr Tochter Claire zur Welt kam, sie blieb das einzige Kind der Mugniers.

Die beruflichen Vorlieben hat Claire von der Mutter geerbt, sie studiert Allgemeinmedizin in Dijon und will sich alsbald für eine Fachdisziplin entscheiden. Natürlich hätte Frédéric Mugnier es gern gesehen, wenn sich die Tochter für den Weinbau entschieden hätte, zumal sie mehr burgundisches Blut in sich trägt als der Rest der Familie. „Sie kennt den Wein viel besser als jeder von uns in ihrem Alter.“ Ihre Berufswahl irritiert den Vater aber keineswegs: „Entscheidend ist, dass sie selbst entscheidet und ihr Leben lebt!“

Er selbst empfindet das Winzerdasein als passioniertes und intellektuell interessantes Leben, in dem man vielen interessanten Menschen begegnet. Bei unserer kleinen Verkostung in Chambolle Musigny kommt er regelrecht ins Philosophieren: „Wir Winzer verkaufen vorweggenommenes Vergnügen, das sich allerdings auch einstellen sollte, wenn die Flasche geöffnet wird.“ Es macht ihm pure Freude seine Weine probieren zu lassen, die keine Kenner sind, da bekomme man die ehrlichsten Antworten. Von Blindproben halte er nur wenig, weil man dabei nichts lerne und Bewertungen für Jahrgänge lehnt Mugnier grundsätzlich ab. Dafür habe er schon zu viele faszinierende Tropfen aus unterschätzten Jahren erlebt und, umgekehrt enttäuschende Flaschen aus vermeintlich großen Jahrgängen. So seinen alle Winzerkollegen in Burgund sehr enthusiastisch bei der Fass-Verkostung ihrer 2005 Weine gewesen. Nach der Abfüllung hätten sich viele Weine aber dermaßen verschlossen, dass mancher sie seitdem gar nicht mehr anrühren mag.

„Falls ein Wein nach zehn Jahren immer noch nicht überzeugt,“ ist Mugnier überzeugt, „hat man etwas falsch gemach!“ Er selbst habe in seinen beiden anderen Berufen als Ingenieur und Pilot gelernt, wie wichtig es ist Probleme zu erkennen und Lösungen zu finden. Frédéric Mugnier erinnert daran, dass in den 1990er Jahren Opulenz das Zauberwort für die qualitative Einschätzung eines Weines war. Je dicker, umso besser! Da die Trauben oft nicht den gewünschten Reifegrad erreichten, wurde generell chaptalisiert, um den Alkohol zu erhöhen. Auch die Fasshersteller hätten eine goldene Zeit gehabt, weil sie der irrigen Annahme unterlagen, dass sie eigentlich den Wein machten. Er selbst habe im eigenen Weingut den Anteil neuer Fässer in den letzten Jahren reduziert. Mit Ausnahme des Weißweines aus Nuits Saint Georges, bei dem jedes zweite Pièce erneuert wird, liegt der Anteil neuer Fässer heute bei allen Rotweinen, einschließlich der Grands Crus, nur noch bei maximal zwanzig Prozent.

Mit dem Ablauf des Faiveley-Pachtvertrags vergrößerte sich die Weinbergsfläche der Domaine Mugnier im Jahr 2004 auf einen Schlag von vier auf vierzehn Hektar. Dies machte den Neubau eines Kelterhauses und die Vergrößerung der Lagerräume notwendig. Ein solches Investment würde vielen Weingütern auch deshalb große Probleme bescheren, weil sie nicht von heute auf morgen die drei- bis vierfache Menge verkaufen könnten, erst recht nicht von einem Wein, den man fünfzig Jahre nicht mehr im Sortiment hatte. Kein Problem aber für Frédéric Mugnier, dessen weltweite Reputation heute ein Niveau erreicht hat, das es ihm erlaubt, langjährigen Kunden strenge Zuteilungen zu machen und neue Interessenten auf die Zukunft zu vertrösten.

Das Eigentum der Domaine Mugnier teilt sich Fredy übrigens mit seiner zwölf Jahre jüngeren Schwester Florence, die mit ihren drei Töchtern in Paris lebt. Sie lasse ihm bei der Betriebsführung allerdings völlig freie Hand. Im Weinberg setzt Frédéric Mugnier auf eine naturnahe Bewirtschaftung, bei der es ihm um den Erhalt eines lebendigen und vielfältigen Ökosystems. Beim Ausbau im Keller gehe es keineswegs darum, den Weinen einen Hausstil zu vermitteln, sondern eher die individuellen Besonderheiten des jeweiligen Terroirs zu bewahren. Insgesamt bietet die Domaine Mugnier sechs Rotweine und einen Weißwein, von denen der Grand Cru Musigny das absolute Flaggschiff des Hauses ist. In den 1980er Jahren gab es in drei Jahrgängen zwei verschiedene Abfüllungen, die aus dem Ertrag verschiedener Parzellen mit jüngeren und älteren Reben resultierten. „Das führte natürlich dazu, dass alle Kunden nur noch den Vieilles Vignes haben wollten,“ resümiert Mugnier, weshalb es seit 1990 nur noch dieses einzige Cuvée gibt. Der Ertrag aus dem jüngeren Tel des Musigny wird seitdem in den Chambolle Musigny Village abgestuft, was diesen Wein natürlich noch etwas wertiger macht. Keine Regel ohne Ausnahme: Aus Anlass der Geburt von Tochter Claire wurde vom Jahrgang 1992 ein spezielles Fass Musigny für die Familie abgefüllt, wovon allerdings keine einzige Flasche verkauft wurde.

Apropos, Musigny: Seit Jahrgang 2013 liefert Frédéric Mugnier sein bestes und teuerstes Gewächs nicht mehr zusammen mit den übrigen Weinen des jeweiligen Jahres aus. Diese Maßnahme begründet er damit, dass einige Restaurants den Wein zu früh auf die Karte setzten. „Ein Musigny mit sechs Monaten Flaschenreife ist kein Musigny!“ Hintergründig betrachtet, will er damit aber wohl eher Spekulanten zuvorkommen und lieber in die eigenen Bestände investieren. Denn gemessen an den Weinbergspreisen, mancher Grand Cru kostet in Burgund inzwischen zwanzig Millionen Euro pro Hektar, ist mit der Weinherstellung heute praktisch kein Geld mehr zu verdienen. 

Kommen wir zu dem privaten Frédéric Mugnier, der Liebhaber von klassischer Musik ist, womit er nicht unbedingt die Oper meint, sondern eher barocke Musik. Von Zeit zu Zeit lädt er Musiker dieser Stilrichtung zu Hauskonzerten in das Château de Chambolle-Musigny ein, die auch in der alten Kirche des beschaulichen Weindorfes stattfinden können. Und natürlich zählt auch das Segelfliegen bis heute zu den bevorzugten Hobbies von Frédéric Mugnier. Zwischen März und August nutzt er jedes freie Wochenende dazu, um in den Ausläufern der südlichen Alpen durch die Lüfte zu schweben, wo die Familie ein Ferienhaus hat. Bei meinem Besuch in Chambolle-Musigny fiel mir im hinteren Teil des Kelterhauses ein sorgfältig verpackter Segelflieger auf, der von der deutschen Firma Rolladen Schneider in Egelsbach gebaut wurde, die ihre Produktion im Jahr 2003 allerdings einstellte.

Armin Diel verkostet eine zwölf Jahrgänge umfassende Vertikale des Rotweins aus Mugniers Monopollage Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Maréchale sowie die kompletten Kollektionen der beiden Spitzenjahrgänge 2005 und 2015 des in Chambolle-Musigny ansässigen Weingutes.

2014 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Rouge: Ein normaler Jahrgang ohne jegliche Exzesse ermöglichte einen guten Ertrag von fünfunddreißig Hektoliter pro Hektar. Die Lese begann am 22. September. Intensives Rubinrot ohne jeden Orangerand; duftet nach Schwarzkirsche und Brombeere, ein Hauch von Sternanis; im Geschmack offenbart der Wein eine feste Struktur mit ausgewogenen Tanninen, herzhafter Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt von 2022 bis 2028, 90 Punkte

2013 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Rouge: Ein durch und durch durchwachsenes Jahr, welches mit einer verzögerten Blüte begann und in der spätesten Lese der letzten dreißig Jahre mündete, die am 5. Oktober begann. Frédéric Mugnier erwartete den schlechtesten Jahrgang seiner Laufbahn, jedoch entwickelten sich die 2013er Weine besser als erwartet. Mitteltiefe Farbe mit ganz zartem Orangerand; duftet nach Rosen, Koriander und einem Hauch von grüner Tomate; mittelgewichtiger Körper, ausgewogene Tannine, herzhafter Abklang. Bester Trinkzeitpunkt von 2020 bis 2028, 88 Punkte

2012 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Rouge: Heftiger Hagelschlag vernichtete Anfang  Juli zwei Drittel der Ernte, die gerade einmal fünfzehn Hektoliter je Hektar erbrachte. Im August wurden die trockenen Traubenteile entfernt. Die Jungweine empfand Mugnier nur als lecker, jedoch hätten sie nach der Abfüllung deutlich an Dichte und Fülle zugelegt. Kräftiges Rubinrot mit anklingendem Orangerand; duftet nach Kaffee und Brombeere; im Geschmack wetteifern feste Tannine und eine gewisse Süße noch um die Dominanz, markanter Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt von 2020 bis 2025, 90 Punkte

2011 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Rouge: Der frühreifste Jahrgang seit langem, der sich bereits im März mit den ersten Blättchen an den Rebstöcken ankündigte. Für Frédéric Mugnier war es besonders wichtig, die Tannine ausreifen zu lassen: Die Weine müssen eine Geschichte erzählen, an diesem Platz und sonst nirgendwo. Wieder eine sehr kräftige Farbe mit zartem Orangerand; im Duft dominieren weißer Pfeffer und Schwarzkirsche, etwas Dörrpflaume; kräftiger Körper mit einer ausgewogenen Tanninstruktur, anklingende Fruchtsüße, bald genussfähig. Bester Trinkzeitpunkt bis 2022, 89 Punkte

2010 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Rouge: Ein kühler Jahrgang, dem Frédéric Mugnier erst skeptisch gegenüberstand. Die Trauben schmeckten nicht sehr süß, zeigten aber gute Tannine. Heute spricht Mugnier aber von Très bons vins. Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Orangerand; im Duft süßliche Anklänge von Brombeere und Kirsche, ein Hauch von Süßholz;  im Geschmack zeigt der Wein eine stattlicher Statur und erinnert an Lebkuchen, bestens eingebundene  Tannine, klingt fein nach,  Bester Trinkzeitpunkt bis 2028, 92 Punkte

2009 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Rouge: Der Ertrag von fünfunddreißig Hektoliter pro Hektar wäre noch größer ausgefallen, hätte Mugnier auf die Grüne Lese verzichtet. In seinen Augen eher ein Jahrgang für Liebhaber gereifter Weine als für diejenigen, die nach den Eigentümlichkeiten der unterschiedlichen Terroirs suchen. Sehr dichte dunkelrote Farbe ohne jeden Gelbschimmer; generöses reichhaltiges Bukett, welches von Kaffeenoten und vollreifen Schwarzkirschen geprägt ist; auch im Geschmack vermittelt sich eine süßliche, geradezu opulente Frucht. Ein tiefgründiger Wein mit erheblichem Alterungspotenzial.  Bester Trinkzeitpunkt von 2020 bis 2030+, 94 Punkte

2008 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Rouge: Eher ein kühler Jahrgang, der Weine mit verhaltenem Körper aber viel Esprit erbrachte, die Mugnier für archetypische Burgunder hält. Häufig seien für ihn die mittelreifen Jahrgänge einfach interessanter als die warmen Jahre. Gut gedecktes Rubinrot mit zartem Gelbrand; im Duft offenbart sich ein feines Fruchtspiel, welches zwischen Himbeere und Preiselbeere changiert; im Mund präsentiert sich der Wein überaus delikat, ein Hauch von Graphit und Sandelholz, feinwürzige Tannine beleben die Papillen im Abklang. Bester Trinkzeitpunkt bis 2025, 91 Punkte

2007 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Rouge: Aufgrund der Erfahrungen des heißen Sommers 2003 veranlasste der warme und frühreife Jahrgang Frédéric Mugnier dazu die Traubenzone zu entblättern. Doch dann bescherte die Wetterlage unverhofft kühle und feuchte Wochen, was zu einer recht späten Lese führte. Mitteltiefes Rubinrot mit leichter Gelbfärbung; duftet nach Lorbeer, gegrillter Esskastanie und vor allem Schwarzer Johannisbeere; ein sehr ansprechender Wein von saftiger Struktur, sehr ausgewogene Tannine, cremiger Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt bis 2025, 89 Punkte

2006 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Rouge: Die feuchten Witterungsverhältnisse stellten hohe Anforderungen an die Winzer. Nur bei intensivem Pflanzenschutz war die Ernte gesunder Trauben möglich. Die ersten Verkostungen der Jungweine bekräftigten zunächst Frédéric Mugniers Skepsis, jedoch hätten sich die Weine nach der malolaktischen Gärung deutlich erholt. Mitteltiefes Rubinrot mit deutlichem Orangerand; durftet nach Haselnussschokolade, Schwarzkirsche und Gewürznelke; saftiger Körper, gut eingebundene Tannine, leicht pfeffriger Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt bis 2025, 90 Punkte

2005 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Rouge: Fréderic Mugnier spricht von Jahrgang, der zwar warm aber nicht zu heiß gewesen sei, ziemlich trocken aber eben doch nicht so trocken wie 2003. Er bescheinigt dem Jahrgang eine Art von Perfektion, der aristokratische Weine hervorgebracht habe. Gut gedecktes Rubinrot mit deutlichem Orangerand; im Duft changieren Fruchttöne von Schwarzkirsche und Erdbeere mit pflanzlichen Noten in Richtung Süßholz und schwarzen Trüffeln; süßliche Fruchtfülle im Geschmack, die durch feine Tannine konterkariert wird, nobler Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt bis 2025, 93 Punkte

2004 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Rouge: Der erste Jahrgang in eigener Regie, nachdem der Weinberg mehr als fünfzig Jahre an das Haus Faiveley verpachtet war. Im ersten Schritt ging es Frédéric Mugnier darum, dem Weinberg nach Jahren intensiver Bewirtschaftung mit Dünger und Herbizyden seine Balance zurückzugeben. Der 2004er sei generell kein Verkostungswein, sondern passe eher zu Gemüsegerichten à la Alain Passard. Mittleres Rubinrot mit deutlichem Orangerand; duftet nach Baumrinde, Holunder und Gewürznelke; mittlere Fruchtfülle, feinherbe Note  im Abklang. Bester Trinkzeitpunkt bis 2020, 87 Punkte

2015 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Maréchale Rouge : Tiefdunkles Rubinrot mit deutlichem Lilaschimmer; feinwürziges Bukett, erinnert an Kirsche, Süßholz und Sternanis; geschmacklich in erstaunlicher Frühform, zarte Fruchtsüsse, eleganter Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt von 2020 bis 2030, 92 Punkte

2015 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges Clos de la Marechale Blanc: Mitteltiefes Gelb mit deutlichen Grünrelexen; im Duft vermitteln sich Noten von Vanille, Holunder und Zitrusfrüchten; gut strukturierter Körper, dabei eher mineralisch und elegant als füllig, wird einige Entwicklungszeit benötigen. Bester Trinkzeitpunkt von 2020 bis 2025, 90 Punkte

2015 Domaine Mugnier Chambolle Musigny : Tiefdunkles Rubinrot mit deutlichem Lilaschimmer; im Duft Anklänge von weißem Pfeffer und Schwarzkirsche, Himbeere und Muskatnuss; sehr ansprechende Frucht, feinsaftiger Körper, würziger Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt von 2020 bis 2030, 92 Punkte

2015 Domaine Mugnier Chambolle-Musigny 1er Cru Les Fuees : Tiefdunkles Rubinrot mit deutlichem Lilaschimmer; ungewohnte Mandelnote im Duft, daneben etwas Rose und Veilchen;  fein strukturierter Körper, gut eingewobene Tannine, beste Balance, eleganter Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt von 2020 bis 2030, 93 Punkte

2015 Domaine Mugnier Chambolle-Musigny 1er Cru Les Amoureuses : Tiefdunkles Rubinrot mit deutlichem Lilaschimmer; feinste Kirschnoten im Duft, aber auch Nuancen von Cassis und Sandelholz; geschmacklich ein Ausbund von Eleganz und Finesse, seidige Tannine, großes Entwicklungspotenzial. Bester Trinkzeitpunkt von 2025 bis 2040, 95 Punkte

2015 Domaine Mugnier Bonnes Mares Grand Cru: Tiefdunkles Rubinrot mit deutlichem Lilaschimmer; feinwürziges Bukett, erinnert an gegrillte Kastanie, Kardamom und Muskatnuss; gut strukturierter Körper, bestens eingebundene Tannine, feine Vanillenote, langer Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt von 2025 bis 2035, 94 Punkte

2015 Domaine Mugnier Musigny Grand Cru : Tiefdunkles Rubinrot mit deutlichem Lilaschimmer; generöses Bukett, welches den Duft von schwarzen und roten Früchten mit Süßholz und edlen Ledertönen miteinander vermählt; geschmeidige Fruchtfülle, alles auf Eleganz poliert, grandiose Balance, endloser Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt von 2030 bis 2050, 98 Punkte

2005 Domaine Mugnier Nuits Saint Georges 1er Cru Clos de la Marechale Blanc: Dies ist der erste Jahrgang des weißen Premier Cru aus dieser Lage, nachdem Frédéric Mugnier im Vorjahr auf sechstausend Quadratmeter die Rebstöcke von Pinot Noir auf Chardonnay umgepfropft hat. Der jährliche Ertrag liegt zwischen zwei- und dreitausend Flaschen. Mittleres Goldgelb mit zartem Grünschimmer; Anflüge von Lindenblüte und reifem Apfel im Duft, ein Hauch von Minze; stilvoller Körper, anklingende Fruchtsüße, feiner Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt bis 2020, 89 Punkte

2005 Domaine Mugnier Chambolle-Musigny: Der Wein wird aus drei unterschiedlichen Parzellen komponiert: Der größte Anteil stammt aus dem Combe d´Orveau, ein etwas kleinerer Teil aus dem Premier Cru Les Plantes, den Frédéric Mugnier  ebenso zum Village abstuft, wie den Ertrag von zweitausend Quadratmeter aus dem Grand Cru Musigny, einer Parzelle, die im Jahr  1997 neu gepflanzt wurde. Die durchschnittliche Produktion changiert zwischen drei- und siebentausend Flaschen. Gut gedecktes Rubinrot mit einem zarten Orangerand; sehr fein gereiftes Bukett, erinnert an Schwarzkirsche und Veilchen; süßliche Anmutung im Geschmack, hat viel Fleisch und Saft, perfekt eingebundene Tannine. Bester Trinkzeitpunkt bis 2025, 92 Punkte

2005 Domaine Mugnier Chambolle-Musigny 1er Cru Les Fuees: Der Weinberg befindet sich am nördlichen Orstausgang und grenzt unmittelbar an den Grand Cru Bonnes Mares. Die im Jahr 1960 gepflanzten Reben erbringen kleinbeerige Trauben mit einer kräftigen Schale; der jährliche Ertrag variiert zwischen 1500 und 3500 Flaschen. Gut gedecktes Rubinrot mit zartem Orangerand; überaus feines Bukett, das an Schokolade und Minze erinnert, gewissermaßen eine Edelversion von After Eight; delikater Geschmack, fein verwobene Tannine, der Wein schwebt in sanften Wellen davon. Bester Trinkzeitpunkt bis 2030, 94 Punkte

2005 Domaine Mugnier Chambolle-Musigny 1er Cru Les Amoureuses: Einer der ruhmreichsten Premiers Crus der gesamten Côte de Nuits, der es spielend mit vielen Grands Crus aufnehmen kann. Die östlich an den Musigny angrenzende Mugnier-Parzelle ist ein gutes halbes Hektar groß, das Alter der Reben liegt bei fünfundfünfzig Jahren. Daraus entstehen pro Jahr zwischen 900 und 2700 Flaschen. Gut gedecktes Rubinrot mit zartem Orangerand; anmutiges Bukett, Schwarze Johannisbeere und Schwarzkirsche, etwas Süßholz und Pfingstrose; im Geschmack offenbart sich eine enorme Konzentration und Süße, die durch sanfte Tannine konterkariert werden. Großer Wein! Bester Trinkzeitpunkt bis 2035, 96 Punkte

2005 Domaine Mugnier Bonnes Mares Grand Cru: Die Gemeinden Chambolle Musigny und Morey Saint Denis teilen sich die fünfzehn Hektar  dieses Grand Cru, wovon allerdings nur etwa zehn Prozent auf dem Terrain der Gemeinde Morey liegen. Die Parzelle von Mugnier entspricht dem Drittel eines Hektars, deren Reben rund fünfunddreißig Jahre alt sind. Der Ertrag liegt bei 900 bis 1500 Flaschen. Gut gedecktes Rubinrot mit deutlichem Orangerand; stoffiges Bukett, das an gegrillte Esskastanie und Holunder erinnert, pfeffrige Rosennote; bestens strukturierter Körper, gut eingebundene Tannine, herzhafter Nachhall. Bester Trinkzeitpunkt bis 2030, 94 Punkte

2005 Domaine Mugnier Musigny Grand Cru: Die gut ein Hektar große Musigny-Parzelle von Frédéric Mugnier liegt vollständig innerhalb des Areals, welches als „Grand Musigny“ bezeichnet wird. Die Reben wurden zwischen 1947 und 1962 gepflanzt und liefern den Musigny Vieiles Vignes. Die jährliche Produktion variiert zwischen zwei- und fünftausend Flaschen. Ein später geplanzter Teil des Weinbergs ergänzt den Chambolle Musigny Village. Gut gedecktes Rubinrot mit feinem Orangerand; rauchige Brombeerfrucht dominiert das Bukett, begleitet von Kirsche und Himbeere; der Wein besticht durch seine seidige Fülle und Eleganz, perfekte Balance, fabelhafte Länge und Finesse. Bester Trinkzeitpunkt von 2020 bis 2040, 99 Punkte

Erstabdruck in FINE Das Weinmagazin 1|2017

Fotos: BERNDT HOCHMANN und ARMIN DIEL