Château Haut-Brion, Pessac

Château Haut-Brion zählt zu den ältesten und renommiertesten Weingütern des Bordelais, obendrein ist es das einzige doppelt klassifizierte Château. Es wurde geprägt von drei Besitzerfamilien, den de Pontacs, den Larrieus und schließlich den Dillons. Letztere haben nicht nur Haut-Brion seit 1935 zu neuer Blüte gebracht, sondern durch den Kauf des Nachbargutes La Mission Haut-Brion im Jahr 1983 ein einzigartiges Ensemble geschaffen. Garant für die Qualität der Weine ist seit beinahe hundert Jahren die Verwalterfamilie Delmas, deren dritte Generation nun am Ruder ist.

Château Haut-Brion

Die lange Geschichte von Château Haut-Brion begann im Jahr 1533, als Jean de Pontac das Herrschaftshaus von dem Basken Jean Duhalde kaufte und 1549 mit dem Bau des heutigen Schlosses begann. Jean de Pontac war insgesamt drei Mal verheiratet und hatte aus seinen beiden ersten Ehen fünfzehn Kinder. Das letzte Mal heiratete er im Alter von sechsundsiebzig Jahren und verstarb 1589 in dem für damalige Verhältnisse geradezu biblischen Alter von einhundertundein Jahren! In seinen letzten Tagen hatte er den Schwestern des Karmeliterordens fünf Hektar Weinberge geschenkt, wofür die Damen jeden Tag nach Haut-Brion gekommen sein sollen, um für seinen Aufstieg ins Paradies zu beten. Nach der Revolution kamen diese Weinberge in den Besitz der Familie Chantecaille, woraus später Château Les Carmes Haut-Brion hervorgegangen ist.

Etwa hundert Jahre nach der Gutsgründung wurde Arnaud III. de Pontac 1649 Besitzer von Haut-Brion. Mit seinem Aufstieg zum ersten Präsidenten am Gerichtshof von Bordeaux erreichte das gesellschaftliche Ansehen der Pontacs seinen Höhepunkt. Von ihm wurden Konservierungsmaßnahmen entwickelt, etwa im Zusammenhang mit dem Auffüllen der Fässer und dem Abstechen, wodurch seine Weine besser reifen konnten.

Nach mehreren Eigentümerwechseln kam Haut-Brion 1801 für kurze Zeit in den Besitz des bekannten Staatsmanns Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord. Der spätere Außenminister Napoleons I. verkaufte das Gut aber schon drei Jahre später an einen Bankier, der es später an einen Weinhändler weitergab. Als der aus der Bretagne stammende Bankier Joseph-Eugène Larrieu den Großteil von Haut-Brion im Jahr 1836 ersteigerte, begann eine wichtige Epoche, die später den Ausschlag dafür gab, dass das Châtea in die erste Kategorie der Spitzenweingüter der Gironde aufgenommen wurde. Als Larrieus Enkel Eugène 1896 kinderlos starb, versuchten mehrere Neffen erfolglos, Haut-Brion aus der vor allem von der Reblausseuche verurachten Krise herauszuführen.

Alles wendete sich erst 1935 zum Besseren, als der amerikanische Bankier Clarence Dillon das Gut kaufte, in dessen Familie sich Haut-Brion bis zum heutigen Tag befindet. Dillons Sohn Douglas war amerikanischer Botschafter in Paris und später Finanzminister unter Präsident John F. Kennedy. Als er Paris im Februar 1957 verließ, blieb seine Tochter Joan in Frankreich zurück und heiratete zehn Jahre später Prinz Charles von Luxemburg; ihr Sohn Robert übernahm 2008 den Vorsitz der Geschäftsführung von seiner Mutter. Ein bedeutender Schritt war im Jahr 1983 der Kauf des Nachbarweinguts La Mission Haut-Brion, das – obwohl gemeinsam mit Haut-Brion geführt – bis heute seine eigene Stilistik bewahrt.

Prinz Robert von Luxemburg

Bereits beim Kauf von Haut-Brion konnten sich die Dillons auf die treuen Dienste der Familie Delmas verlassen: Georges Delmas war dort seit 1923 als Gutsverwalter tätig. Ihm folgte 1961 sein Sohn Jean-Bernard, der Ende des Jahres 2003 seinen Abschied nahm, nicht ohne zuvor seinen Sohn Jean-Philippe sehr sorgfältig in die Nachfolge einzuarbeiten.

Weil Besuche auf Château Haut-Brion wegen umfangreicher Umbaumaßnahmen nicht möglich sind, treffe ich Jean-Philippe Delmas im vergangenen Juni auf Château La Mission Haut-Brion zum Interview. Wir durchschreiten den wunderschön restaurierten Innenhof der alten Abtei und setzen uns in einen mit schweren Möbeln ausstaffierten Salon. Delmas berichtet von seinem Oenologiestudium an der Universität in Bordeaux und seinen Lehr- und Wanderjahren, die ihn unter anderem zu Moët & Chandon in Epernay und Far Niente im Napa Valley führten. Zum guten Schluss folgte noch ein Praktikum in der Provence. „Ich wollte alle möglichen Weintypen kennenlernen,“ sagt der smarte Anfangvierziger und ergänzt leicht schmunzelnd, dass es vielleicht am schwierigsten sei, einen sehr guten Roséwein zu machen. Ich will wissen, wie sich die immerhin neun Jahre währende Zusammenarbeit mit seinem durchaus für sein ausgeprägtes Ego bekannten Vater darstellte? „Am Anfang war es völlig unproblematisch, da ich drei Monate mit der Verkaufsmannschaft von Châteaux & Estates in Amerika unterwegs war, um Kunden zu besuchen. Später musste ich allerdings gut zuhören, weil mein Vater nie viel aufgeschrieben hat. Langweilig ist es jedenfalls nie gewesen!“

Das ist es für den unermüdlichen Vater Delmas übrigens bis zum heutigen Tag nicht. Nach seinem Ausscheiden bei Haut-Brion war er einige Zeit Berater von Château Haut-Bailly in Léognan, seit 2006 ist der mittlerweile Sechsundsiebzigjährige nun Verwalter von Château Montrose in Saint-Estèphe, also just dort, wo Jean-Bernard Delmas’ Tante einst im Keller gearbeitet hatte. Und wie sieht es mit den Aussichten für eine vierte Delmas-Generation auf Haut-Brion aus? „Nichts ist unmöglich,“ sagt Jean-Philippe Delmas, „aber die Beantwortung dieser delikaten Frage wird in jedem Fall noch geraume Zeit in Anspruch nehmen, da meine Söhne Maxime und Adrien erst sechs und vier Jahre alt sind!“

Wir wechseln das Thema. Ich will wissen, wieso Château Haut-Brion bei der Klassifikation von 1855 als einziges Rotweingut außerhalb des Médoc Berücksichtigung fand? „Die Klassifikation von 1855 bezog sich keineswegs nur auf das Médoc,“ erläutert Delmas, „vielmehr erging anlässlich der Weltausstellung in Paris der Auftrag an die Handelskammer von Bordeaux, die besten Weingüter der gesamten Gironde in einer Liste zu erfassen, wobei allerdings eine gewisse Mindestgröße der Châteaux Voraussetzung war.“ Bekanntermaßen gab die Handelskammer den undankbaren Auftrag an die bis zum heutigen Tag sehr mächtige Vereinigung der Weinhandelsmakler (Courtiers) weiter, die diese knifflige Aufgabe auf recht simple Weise erledigte: Sie ermittelte die Verkaufspreise der letzten zehn Jahre, woraus sich eine fünfstufige Klassifikationsliste ergab, in der Château Haut-Brion als eines von vier Güteren in der ersten Kategorie figurierte. Neben den Rotweinen des Médoc waren damals offenbar die edelsüßen Weißweine der Sauternesregion sehr geschätzt, deren Güter in ein zweistufiges Klassement von Premiers und Deuxièmes Grands Crus Classés eingeteilt wurden, mit Château d’Yquem als Primus inter Pares. Es fiel auf, dass die Handelskammer von Libourne geflissentlich ignoriert wurde und kein einziges Weingut von der rechten Seite der Garonne damals Berücksichtigung fand. Die meisten dortigen Güter  wären ohnehin aufgrund ihrer geringen Größe nicht in Frage gekommen. Es ist Delmas allerdings ein Rätsel, wieso das ebenfalls im Graves-Gebiet gelegene Château Carbonnieux 1855 keine Berücksichtigung fand, obschon dieses große Weingut damals schon sehr bedeutend war. Über hundert Jahre blieb diese Klassifikation unverändert. Eine für das Jahr 1962 geplante Überarbeitung scheiterte, weil vorab Einzelheiten des Revirements in der großen Regionalzeitung Sud Ouest öffentlich gemacht wurden, was zu einem riesigen Aufschrei führte. Damit waren alle Reformpläne zunächst verflogen. Gut zehn Jahre danach kam es dann doch noch zu einer Änderung, einer einzigen, als Château Mouton-Rothschild von der zweiten Kategorie in die erste aufstieg. „Damals kursierten Gerüchte, dass es im Gegenzug auch einen Absteiger aus der Eliteklasse geben sollte, wozu es am Ende aber doch nicht gekommen ist. Alle Premiers mussten aber ausführliche Dossiers abgeben!“

Jean-Philippe Delmas

Wir kommen auf die Klassifikation in der Graves-Region zu sprechen, die 1953 erstellt und sechs Jahre später überarbeitet wurde. Zu den Besonderheiten zählte, dass in keiner anderen Region sowohl Weiß- als auch Rotweine klassifiziert wurden und dass es obendrein nur eine einstufige Klassifikation ohne Hierarchie gibt. Im Vergleich zu Pauillac und Saint-Emilion erschien den Mitgliedern der Vereinigung der klassifizierten Güter die Bezeichnung „Grand Cru Classé de Graves“ zu beliebig, und sie vollzogen mit dem Segen des Instituts für nationalen Herkunftsbezeichnungen (I.N.A.O) im Jahr 1987 die Umbenennung der Appellation in „Pessac-Léognan“ – die einzige klassifizierte Herkunftsbezeichnung im Bordelais, die aus zwei Ortsnamen besteht. Das Begehren anderer Graves-Weingüter, die seinerzeit frei gewordene Klassifikation „Grand Cru Classé de Graves“ für ihre Betriebe nutzen zu wollen, scheiterte am Veto von Haut-Brion & Co.

Ganz unwillkürlich kommt irgendwann die Diskussion auf die Entwicklung der Marktpreise für die  berühmtesten Bordeauxweine, die seit dem Jahrgang 2005 horrend gestiegen sind und spätestens mit dem Jahrgang 2009 schwindelerregende Höhen erreicht haben: Gegenüber dem Vorjahr kostete der 2009er Haut-Brion glatt das Vierfache! Wehmütig denkt man an selige Zeiten zurück, als man den 1982er von Haut-Brion für umgerechnet fünfundzwanzig Euro kaufen konnte. Delmas erklärt die Preisentwicklung mit der Erschließung neuer Märkte: „Vor zwanzig Jahren gingen neunzig Prozent unserer Jahresproduktion in die sogenannten G-7-Staaten, heute sind fünfzig Länder dazugekommen, die es früher als Kunden nicht gab. Allein fünfundzwanzig Prozent gehen heute nach China, Singapur und Hongkong – Tendenz steigend! Hinzu kommen noch etliche Partien, die zunächst nach Großbritannien verkauft, aber am Ende auch Richtung Fernost verschifft werden.“

Wie fast überall im Médoc und in den Graves ist der Cabernet Sauvignon auch bei Haut-Brion die wichtigste Rebsorte. Fünfundvierzig Prozent der insgesamt achtundvierzig Hektar umfassenden Rotweinfläche sind damit bepflanzt, vierzig Prozent mit Merlot und fünfzehn Prozent mit Cabernet Franc. Die alkoholische Gärung erfolgt in Edelstahltanks, der zwanzig Monate dauernde Ausbau in jährlich komplett neuen Barriques. Unverzichtbares Merkmal eines großen Rotweins ist die Fähigkeit zur Flaschenreife, in deren Verlauf sich die Aromatik und die geschmackliche Komplexität verfeinern.

Eine Jahrhundertverkostung mit achtzig Jahrgängen bewies 2002 in Zürich, dass Château Haut-Brion gerade in dieser Hinsicht zu den beständigsten Schlössern des Bordelais zählt. Den zweitägigen Probemarathon moderierte Serena Sutcliffe, englische Weinautorin und Chefin der Weinabteilung von Sotheby’s, gemeinsam mit Jean-Bernard Delmas. Dieser bot interessante Einblicke in seine Arbeit auf Château Haut-Brion, zeigte sich bei dem einen oder anderen Sutcliffe-Kommentar aber auch leicht pikiert, als es um so manchen schwachen Wein aus den sechziger und siebziger Jahren ging: „Vous êtes bien sévère, Madame!“ Die Einführung des Edelstahltanks bezeichnete Delmas als „Riesenfortschritt für die Vinifikation in Bordeaux“, und der Concentrateur ermögliche nun auch in feuchten Jahren die Herstellung besserer Weine. Hingegen betrachte er die wieder zunehmende Verwendung von Holzgärbottichen als großen Rückschritt. Château Haut-Brion war 1961 eines der ersten großen Weingüter in Bordeaux, das auf Stahltanks umgestellt hatte. Jean-Philippe Delmas will die Äußerungen seines Vaters nicht weiter kommentieren, allerdings legt er Wert auf die Feststellung, dass es auf Château Haut-Brion nie eine Konzentrierungsanlage gegeben habe.

Bei der Züricher Degustation tauchten übrigens drei Jahrgänge eines interessanten Weins auf, den man nicht so häufig zu verkosten bekommt: Domaine de Passion Haut-Brion. Hierbei handelt es sich um eine 1,3 Hektar große Parzelle, die zwischen 1954 und 1978 im Wege der Naturalpacht von Haut-Brion bewirtschaftet wurde. Den Verpächtern René Allary und Jean Bardinon stand jeweils ein Drittel des Ertrages zu, der Rest verblieb beim Weingut. In Zürich überzeugte mich der zartsüßliche 1966er der Domaine de Passion Haut-Brion etwas mehr als das Pendant von Château Haut-Brion, ebenso der 1959er, der vollmundig, geradezu burgundisch erstrahlte, während die Flasche von Château Haut-Brion eher enttäuschte.

Als Anfang der achtziger Jahre neue gesetzliche Regelungen den Ausbau fremder Weine in den Mauern eines Weinguts untersagten, verpachtete Michel Allary den Weinberg seines Großvaters an Haut-Brion, und der Wein wurde damit Bestandteil des Grand Vin. Als Ersatz verlangte Allary dafür pro Jahr die Überlassung von zwölfhundert Flaschen des Premier Grand Cru Classé, was ihm zunächst auch gewährt wurde, später aber zum Streit führte. Ein Gericht entschied am Ende, dass Allary nur das Äquivalent eines einfachen Graves verlangen könne und er sogar noch Geld zurückzahlen müsse. Das Pachtverhältnis endete im Jahr 2004, der nun in Alleinregie hergestellte Wein firmiert seitdem als Domaine Allary Haut-Brion.

Interessanterweise wird in der gutsinternen Statistik von Château Haut-Brion als einzigem Jahrgang des zwanzigsten Jahrhunderts lediglich dem 1989er das höchste Prädikat „ganz außergewöhnlich“ zuteil, welches später allerdings auch die Jahrgänge 2000 und 2005 erhielten. Es dürfte keine allzu waghalsige Prognose sein, dass demnächst auch die beiden Ausnahmejahrgänge 2009 und 2010 in der Hall of Fame von Château Haut-Brion auftauchen werden. Andere berühmte Jahrgänge wie 1900, 1929, 1945, 1947, 1949, 1959, 1961, 1982 und 1990, die in der internationalen Weinkritik mit Superlativen bedacht wurden, gelten hingegen nur als „außergewöhnlich“. Zu dieser selbstkritischen Betrachtung des Hauses passt, dass exzellente Jahrgänge wie 1953, 1966, 1985, 1995, 1998 und aus jüngerer Zeit der grandiose 2006er nur in der dritten Kategorie mit „sehr gut“ wegkommen und äußerst mäßige Millésimes wie 1956, 1957, 1958, 1963, 1965, 1968, 1969 und 1972 schonungslos als „klein“ beschrieben werden. Solch vernichtende Urteile gibt es auf Haut-Brion seit beinahe vierzig Jahren nicht mehr, was zweifellos mit der globalen Erderwärmung zusammenhängt und den damit einhergehenden günstigeren Witterungsbedingungen.

Armin Diel verkostete zehn Jahrgänge von Château La Mission Haut-Brion und Château Haut-Brion sowie die besten Weine des letzten Jahrhunderts.

Château La Mission Haut Brion

Zehn Jahrgänge von Château La Mission Haut-Brion

2009 Château La Mission Haut-Brion Blanc : Mittelgelbe Farbe mit zartgrünlichen Reflexen, exotisches Fruchtbukett, rosa Pampelmuse, zarte Vanillenote, feine Säurestruktur, markanter Nachhall. Idealer Trinkzeitaum bis 2030, 93 Punkte

2009 Château La Mission Haut-Brion : Tiefdunkles Rubinrot mit Lilareflexen, eindrucksvolles Fruchtbukett, Vanille, Sandelholz, perfekt eingebundene Tannine, reichhaltiger Geschmack, einer der besten Weine in der Geschichte des Gutes. Idealer Trinkzeitraum von 2025 bis 2050, 98 Punkte

2008 Château La Mission Haut-Brion : Mitteltiefes Rubinrot, duftet nach Kirsche und Holunder, herzhafte Tanninstruktur, braucht noch geraume Zeit zur Entwicklung, wird aber ganz sicher kein großer Wein. Idealer Trinkzeitraum bis 2030, 90 Punkte

2007 Château La Mission Haut-Brion : Mitteltiefes Rubinrot, zarter Duft von Haselnussschokolade, bereits leicht geöffnetes Bukett, feinherbe Tannine, mittelgewichtiger Körper,  pikanter Nachhall. Idealer Trinkzeitraum bis 2028, 90 Punkte

2006 Château La Mission Haut-Brion : Kräftiges Rubinrot, äußerst reichhaltiges und ausdrucksvolles Bukett, Schwarzkirsche, Cassis, ein Hauch von Vanille, saftige Fruchtfülle, geschmeidige Tannine, großartiger Wein! Idealer Trinkzeitraum von 2030 bis mindestens 2050, 98 Punkte

2005 Château La Mission Haut-Brion : Gut gedecktes Rubinrot, üppiger Duft von Schwarzkirsche, Zedernholz und Zigarrenkiste, bestens strukturierte Fülle, sehr würzige Art, noch etwas strenge Tannine, exzellentes Entwicklungpotential. Idealer Trinkzeitraum von 2025 bis 2050, 95 Punkte

2004 Château La Mission Haut-Brion : Mitteltiefes Rubinrot, duftet nach Sandelholz, Minze und roter Kirsche, eher schlanke Fruchtstruktur, herzhafte Tannine, leicht grün im Abgang. Idealer Trinkzeitraum bis 2025, 88 Punkte

2003 Château La Mission Haut-Brion : Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Orangerand, geradezu ausladendes Bukett, reichhaltige Frucht, ein typischer Vertreter dieses heißen Jahres, die herzhaften Tannine trocknen den Mund am Ende etwas. Idealer Trinkzeitraum bis 2030, 92 Punkte

2002 Château La Mission Haut- Brion : Mitteltiefes Rubinrot, gefälliges Bukett, ein Anflug von Pfingstrose und Teer, die zunächst ansprechende Frucht wird durch eine herzhafte Tanninattacke konterkariert, recht derber Abgang. Idealer Trinkzeitraum bis 2025, 88 Punkte

2001 Château La Mission Haut-Brion : Mitteltiefes Rubinrot, duftet nach Zigarrenkiste, feine Kirschnote, sehr elegant, feines Fruchtspiel, eine positive Überraschung in diesem eher unterschätzten Jahrgang. Idealer Trinkzeitraum bis 2028, 92 Punkte

2000 Château La Mission Haut-Brion : Gut gedecktes Rubinrot, duftet nach Holunderblüte und Schwarzkirsche, zeigt erste Reifenoten, die immer noch herzhaften Tannine sorgen für eine schöne Frische, noch längst nicht auf dem Höhepunkt. Idealer Trinkzeitraum von 2025 bis 2040, 94 Punkte

Château Haut-Brion

2009 Château Haut-Brion Blanc : Mittelgelbe Farbe mit zartgrünlichen Reflexen, Fruchtnoten von Ananas, Mango und Papaya im Bukett, deutliche Vanilleprägung vom neuen Eichenfass, saftige Fruchtfülle, reichhaltiger Nachhall. Idealer Trinkzeitaum bis 2030, 95 Punkte

2009 Château Haut-Brion : Tiefdunkles Rubinrot mit Lilareflexen. Sehr eindrucksvolles Bukett, reife dunkelrote Früchte, Brombeere, Schwarzkirsche, Blaubeere, perfekt eingebundenes Tannin, ein grandioser Wein mit bester Prognose. Idealer Trinkzeitraum von 2025 bis 2050, 98-100 Punkte

2008 Château Haut-Brion : Sehr guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit leichten Lilareflexen, feiner Kirschduft, sehr ansprechende Frucht, gut balancierte Tanninstruktur, schöner Nachhall. Idealer Trinkzeitaum bis 2030, 93 Punkte

2007 Château Haut-Brion : Guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot, duftet nach Zigarrenkiste und roten Früchten, ausgewogene Tannine, mittelgewichtiger Körper, passables Entwicklungspotential, feinwürziger Nachhall. Idealer Trinkzeitraum bis 2030, 91 Punkte

2006 Château Haut-Brion : Sehr guter Jahrgang. Gut gedecktes Rubinrot, im Duft ein Hauch von Wildleder, Orangenzeste und Herzkirsche, feinstes Fruchtspiel, die satten Tannine fügen sich geradezu samtig in das formidable Geschmacksbild dieses großen Weins ein. Idealer Trinkzeitraum von 2025 bis 2045, 99 Punkte

2005 Château Haut-Brion : Ganz außergewöhnlicher Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot, im Duft der pure Klassizismus im besten Sinne des Wortes, Zigarrenkiste, Schwarzkirsche und geröstete Kaffeebohne, vollmundig und erfrischend zugleich, enormes Fruchtspiel, edler Nachhall. Idealer Trinkzeitraum von 2025 bis 2050, 98 Punkte

2004 Château Haut-Brion : Sehr guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot, im Duft ein Anflug von Pflaume und roter Kirsche, mittelgewichtiger Körper, feinherbe Tanninstruktur, recht gelungen für das an sich nur passable Jahr. Idealer Trinkzeitraum bis 2025, 90 Punkte

2003 Château Haut-Brion : Außergewöhnlicher Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot, äußerst sublimes Bukett, feine Röstaromen, Walderdbeere, perfekt eingebundene Tannine, süßliche Fruchtfülle, phänomenal gelungener Wein aus einem der heißesten und trockensten Jahre der Bordeaux-Geschichte. Idealer Trinkzeitraum bis 2040, 96 Punkte

2002 Château Haut-Brion : Guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Gelbrand, im Bukett ein Hauch von Orangenschale, Zimt und Minze, ansprechende Frucht, ausgewogene Tannine, eine positive Überraschung in einem durchwachsenen Jahrgang. Idealer Trinkzeitraum bis 2025, 91 Punkte

2001 Château Haut-Brion : Sehr guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Gelbrand, äußerst ansprechendes Bukett, ein Hauch von Maltwhisky, Zedernholz und Vanille, fein strukturierter Körper, geradezu tänzerischer Nachhall. Idealer Trinkzeitraum bis 2025, 93 Punkte

2000 Château Haut-Brion : Ganz außergewöhnlicher Jahrgang. Gut gedecktes Rubinrot, sehr elegantes Bukett geprägt von Brombeere, schwarzer Kirsche und Cassis, saftiger Körper, fein ziselierte Tannine, perfekte Balance von Frucht und Frische, alles in Samt und Seide, ein großer Wein! Idealer Trinkzeitraum bis 2040, 97 Punkte

1997 Château Haut-Brion : Durchschnittlicher Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Gelbrand, duftet nach Backpflaume, Minze und Veilchen, Anklang von Schokolade, mittelgewichtige Struktur, im Abgang etwas mager und grün. Idealer Trinkzeitraum bis 2020, 88 Punkte

1996 Château Haut-Brion: Guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Gelbrand, duftet nach Zedernholz und Tabak, rote Früchte, recht gute Struktur, ausgeprägte Tannine, im Nachhall vermittelt sich eine leichte Unreife, braucht noch Entwicklungszeit. Idealer Trinkzeitraum bis 2025, 93  Punkte

1995 Château Haut-Brion : Sehr guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Gelbrand, leicht karamellisiertes Fruchtbukett, ein Hauch von Tabaknote, Kaffee und Kakao, generöse Fülle, anklingende Süße, beachtliches Entwicklungspotential. Idealer Trinkzeitraum bis 2030, 93 Punkte

1994  Château Haut-Brion : Guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Orangerand, duftet nach Kaffee und Blaubeeren, ansprechende Frucht, mittlerer Körper, feinherbe Note im Abgang. Idealer Trinkzeitraum bis 2020, 88 Punkte

1993 Château Haut-Brion : Guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Orangerand, delikater Kräuterduft, rauchige Note, feinwürzige Frucht, präsentiert sich überraschend saftig, Anklänge von  Haselnusscreme, harmonische Tannine. Idealer Trinkzeitraum bis 2020, 93 Punkte

1992 Château Haut-Brion : Durchschnittlicher Jahrgang.Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Orangerand, charmanter Brombeerduft, harmonische Tanninstruktur, gefällige Frucht, durch und durch weich und ausgewogen. Idealer Trinkzeitraum bis 2020, 88 Punkte

1991 Château Haut-Brion : Guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit deutlichem Orangerand, duftet nach Zedernholz und Tabak, mittelgewichtiger Körper, feinherbe Frucht, klassischer Graves-Typus, eher kurz im Abgang. Idealer Trinkzeitraum bis 2015, 87 Punkte

1990 Château Haut-Brion : Außergewöhnlicher Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Orangerand, überwältigender Duft von Schokoladencreme und Haselnuss, sehr eleganter Körper, seidige Fruchtfülle, rund und generös im Nachhall. Idealer Trinkzeitraum bis 2035, 95 Punkte

1989 Château Haut-Brion : Ganz außergewöhnlicher Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Orangerand, ausgeprägter Duft von Portwein und Schokolade, generöse Fruchtfülle, exotischer Charakter, markante Würze und Länge, der vielleicht beste Haut-Brion aller Zeiten. Idealer Trinkzeitraum bis 2040+, 100 Punkte

1988 Château Haut-Brion : Sehr guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit zartem Orangerand, duftet nach Nelke, Schokolade und Veilchen, feste Struktur, kräftige Tannine, ein Graves-Klassiker, braucht noch Zeit. Idealer Trinkzeitraum bis 2030, 93 Punkte

1987 Château Haut-Brion : Durchschnittlicher Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit deutlichem Orangerand, feine Würze im Duft, Anklänge von Zedernholz und Schokolade, ansprechende Frucht, geschmeidige Tannine, positive Überraschung für das mäßige Jahr. Idealer Trinkzeitraum bis 2020, 88 Punkte

1986 Château Haut-Brion : Guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit deutlichem Orangerand, recht rustikales Bukett, ein Hauch von Kuhstall, saftige Fruchtsüße, etwas grüne Tannine im Ansatz, die durchgängig fest sind. Idealer Trinkzeitraum bis 2020, 92 Punkte

1985 Château Haut-Brion : Sehr guter Jahrgang. Mitteltiefes Rubinrot mit deutlichem Orangerand, edler Duft von Zedernholz, Minze und schwarzer Johannisbeere, elegante Fruchtfülle, feine Beerenwürze, ein durch und durch exzellenter Vertreter des Gutes. Idealer Trinkzeitraum bis 2020, 94 Punkte

1984 Château Haut-Brion : Durchschnittlicher Jahrgang. Mitteltiefes Ziegelrot mit deutlichem  Orangerand, ungewöhnliches Duftspiel von Karamell und Minze, leichtgewichtige Struktur, mäßige Fruchtausprägung, kaum Nachhall. Jetzt zu trinken. 84 Punkte

1983 Château Haut-Brion : Guter Jahrgang. Mitteltiefes Ziegelrot mit deutlichem  Orangerand, feine Beerennote im Duft, geschmeidige Frucht, ausgewogene Tanninstruktur, würzig und rund. Idealer Trinkzeitraum bis 2020, 92 Punkte

1982 Château Haut-Brion : Außergewöhnlicher Jahrgang. Gut gedecktes Ziegelrot mit deutlichem  Orangerand, verschwenderisches Bukett, ausgeprägte Beerensüße, ausgewogene Tanninstruktur, zeigt bereits durchaus Reife, edler Nachhall. Idealer Trinkzeitraum bis 2030, 94 Punkte

1981 Château Haut-Brion : Guter Jahrgang. Mitteltiefes Ziegelrot mit deutlichem Orangerand, im Duft deutliche Einflüsse von Tabak, Zedernholz und Lakritze, recht feine Frucht, eher pikant als vollmundig, ein sehr klassischer Haut-Brion. Idealer Trinkzeitraum bis 2015, 91 Punkte

1979 Château Haut-Brion: Sehr guter Jahrgang. Mitteltiefes Ziegelrot mit deutlichem Orangerand, sanfte Tabaknote im Duft, Lakritze und welke Rose, von recht feingliedriger Struktur, pikante Tannine im Abgang. Jetzt zu trinken, 88 Punkte

1978 Château Haut-Brion: Guter Jahrgang. Mitteltiefes Ziegelrot mit breitem Orangerand, Anklänge von Schokolade, Kakao und Vanille im Duft, mittlere Fruchtfülle, recht grüne Tannine, hitziger Abgang. Jetzt zu trinken, 88 Punkte

1976 Château Haut-Brion: Guter Jahrgang. Mitteltiefes Ziegelrot mit breitem  Orangerand, duftet nach Champagnerhefe und Zigarre, anklingende Fruchtsüße, eine Spur überreif, leicht gezehrt im Abgang. Jetzt zu trinken, 86 Punkte

1975 Château Haut-Brion : Sehr guter Jahrgang. Mitteltiefes Ziegelrot mit breitem Orangerand, sehr reif und ledrig im Duft, ein Hauch von feuchtem Waldboden, hitzige Frucht, strenge Tannine. Gemessen am Ansehen des Jahrgangs eine Enttäuschung. Jetzt zu trinken, 87 Punkte

1971 Château Haut-Brion: Sehr guter Jahrgang. Mitteltiefes Ziegelrot mit breitem Orangerand, duftet nach Preiselbeere und Kardamom, recht leichtgewichtige Struktur, süßliche Fruchtnoten im Abgang. Jetzt zu trinken, 89 Punkte

1970 Château Haut-Brion: Guter Jahrgang. Blasses Ziegelrot mit breitem Orangerand, duftet nach Vanille und Tabak, seidige Fruchtfülle, gut balancierte Tannine, edler Nachhall. Jetzt zu trinken, 91 Punkte

1966 Château Haut-Brion: Sehr guter Jahrgang. Blasses Ziegelrot mit breitem Orangerand, die diskrete Frucht steht im Kontrast zu beinahe metallisch anmutenden Tanninen, ein fein gereifter Klassiker. Jetzt zu trinken, 89 Punkte

1964 Château Haut-Brion: Sehr guter Jahrgang. Blasses Ziegelrot mit breitem Orangerand, erinnert im Duft an feuchten Waldboden und Champignons, süßliche Fruchtausprägung, pikante Tannine im Abgang. Jetzt zu trinken. 88 Punkte

1962 Château Haut-Brion: Guter Jahrgang. Blasses Ziegelrot mit breitem Orangerand, überaus elegantes Bukett, feine Frucht, seidige Tannine, eine sehr positive Überraschung! Jetzt zu trinken. 92 Punkte

1961 Château Haut-Brion: Außergewöhnlicher Jahrgang. Gut gedecktes Ziegelrot mit feinem Orangerand, sehr nobles Bukett, Havanna-Zigarre, Sandelholz, Vanille, edle Geschmacksfülle, sanfte Tanninstruktur, ein zeitloser Klassiker. Jetzt zu trinken. 96 Punkte

1959 Château Haut Brion: Außergewöhnlicher Jahrgang. Gut gedecktes Ziegelrot mit breitem Orangerand, stark gezehrtes Bukett, Backpflaume, Portwein, etwas hitzige Frucht, fällt geschmacklich nahezu auseinander. Offenbar eine schwache Flasche dieses allgemein hochgelobten Jahrgangs! Sollte getrunken sein. 89 Punkte

1955 Château Haut-Brion:  Sehr guter Jahrgang. Gut gedecktes Ziegelrot mit breitem Orangerand, fein gegliedertes Bukett, ein Hauch von Tabak und Kardamom, gereifte Frucht, elegant und filigran, eher leicht am Ende. Jetzt zu trinken. 92 Punkte

1953 Château Haut-Brion: Sehr guter Jahrgang. Gut gedecktes Ziegelrot mit breitem Orangerand, sehr feines Bukett, Süßholz, Tabak, Vanille, prächtig gereifte Frucht, seidige Tannine, alles in Finesse, edler Nachhall. Jetzt zu trinken. 95 Punkte

1947 Château Haut-Brion: Außergewöhnlicher Jahrgang. Gut gedecktes Ziegelrot mit breitem Orangerand, extrem jugendlich anmutendes Bukett, belebende Tannine, fein und elegant im Abgang. Jetzt zu trinken. 93 Punkte

1945 Château Haut-Brion: Außergewöhnlicher Jahrgang. Gut gedecktes Ziegelrot mit breitem Orangerand, ausdrucksstarkes Bukett, Portwein, Tabak, Röstnoten, ungeheure Fruchtfülle, grandios eingebundene Tannine, süßlicher Nachhall. Grandioser Wein! Jetzt zu trinken. 98 Punkte

1934 Château Haut-Brion: Sehr guter Jahrgang. Blasses Ziegelrot mit breitem Orangerand, Haselnussschokolade und Portwein im Duft, zartsüßliche Frucht, die Tannine trocknen die Zunge im Abgang. Sollte getrunken sein. 91 Punkte

1929 Château Haut-Brion: Außergewöhnlicher Jahrgang. Blasses Ziegelrot mit breitem Orangerand, etwas medizinisches Bukett, süßlich, nussig, breit, herber Abgang, flüchtige Säure. Sollte getrunken sein. 86 Punkte

1928 Château Haut-Brion: Sehr guter Jahrgang. Blasses Ziegelrot mit breitem Orangerand, duftet nach Haselnussschokolade und Portwein, hat noch beachtlichen Stoff und Süße, in Ehren gereifter Wein. Sollte getrunken sein. 90 Punkte

1911 Château Haut-Brion: Orangerand, duftet nach Mokka und Schokolade, ein Hauch von Port, blasser Abgang. Sollte getrunken sein.

*Die jüngeren Weine ab Jahrgang 2000 wurden im Juli 2011 auf Château La Mission Haut-Brion verkostet. Die Verkostungsnotizen der älteren Weine basieren auf einer achtzig Jahrgänge umfassenden Jahrhundertprobe von Château Haut-Brion, die auf Einladung von Manfred Wagner im Januar 2002 im Swisshotel in Zürich stattfand.

Erstabdruck in FINE Das Weinmagazin 3|2011

Fotos: Clarence Dillon