1er Grand Cru Classé Saint Emilion
April 2024
Die ältesten Grundmauern von Château Figeac gehen auf des 13. Jahrhundert zurück, andere Gebäudeteile, die einen Großbrand während der Religionskriege überlebten, stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Der Name des Gutes erinnert an eine römische Villa namens Figeacus, die hier im zweiten Jahrhundert gestanden haben soll. Ab dem 16. Jahrhundert gehörte Château Figeac beinahe dreihundert Jahre der Familie de Carle, die das Gut auf stattliche 250 Hektar Weinberge, Wälder und Wiesen brachte. Nachdem Elie de Carle verstorben war und das Gut in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, wurden größere Teile des Besitzes verkauft. Daraus gingen dann andere bekannte Weingüter hervor, etwa Château Cheval Blanc. Einige trugen sogar den Namen Figeac in ihrer Firmierung, etwa Petit-Figeac, Yon-Figeac, La Tour Figeac und La Tour du Pin Figeac. Château Figeac selbst wechselte im 19. Jahrhundert nicht weniger als sieben Mal den Besitzer.
In den Besitz der Familie Manoncourt kam Château Figeac im Jahr 1892, über fünfzig Jahren wurde es jedoch von der bei Paris liegenden Stadt Neuilly geführt. Im Herbst 1943 reiste der junge Thierry Manoncourt erstmals zur Traubenlese nach Saint Emilion und war davon so begeistert, dass er sich vorstellen konnte, dort leben zu wollen. Gleich auf Anhieb gelang ihm mit dem Jahrgang 1947 ein fulminanter Auftakt, worauf eine ganze Serie großartiger Weine folgte: 1949, 1950 und 1953. Diese ermöglichten es Manoncourt eine Reihe technischer Innovationen in Weinberg und Keller umzusetzen, etwa die Installation von Edelstahltanks. Seit Jahrzehnten werden die Barriquefässer für den Wein von Château Figeac jedes Jahr komplett erneuert.
Eine Besonderheit der Stilistik von Château Figeac liegt unter anderem darin, dass je ein Drittel der Weinbergsfläche mit Merlot, Cabernet Franc und einem überraschend hohen Anteil von Cabernet-Sauvignon-Reben bepflanzt ist, letzterer liegt damit deutlich über dem aller Spitzen-Weingütern in Saint Emilion. Was früher mitunter ein Nachteil war, weil die Cabernet-Trauben nicht optimal heranreifen konnten, erweist sich in Zeiten der globalen Erderwärmung als unverhoffter Vorteil.
Armin Diel’s Verkostungsnotizen
1978 Château Figeac
Ziegelrote Farbe, mit deutlichem Orangerand, markante Paprikanote, blättrige Note, Weihrauch und Myrrhe, eine Spur Malz, markante Tannine, schlanker Körper, trocknet die Zunge. 90 Punkte
1979 Château Figeac
Gut gedecktes Ziegelrot, duftet nach feuchtem Waldboden, Paprika, etwas Liebstöckel, recht schlanker Körper, feinherbe Tannine, würziger Nachhall. 90 Punkte
1982 Château Figeac
Gut gedeckte Farbe mit zartem Orangerand, Anflug von Cassis, Süßholz, Paprikanote ist stilbildend, Röstaromen, eine Spur rustikal, etwas ungerebelt im Abklang, eine Spur von Kork. 93 Punkte
1985 Château Figeac
Mittleres Rubinrot, feinduftiges Bukett, etwas Wildcassis, eine Spur Paprika, eleganter Körper, feinherber Klassiker, gute Balance, Tannine klingen nach. 94 Punkte
1986 Château Figeac
Gute Farbe mit zartem Orangerand, duftet nach Brombeere und Schwarzkirsche, feinherbe Frucht, enorme Tannine, anklingende Süße, tanninbetonter Nachhall. 92 Punkte
1995 Château Figeac
Gut gedecktes Rubinrot mit zartem Orangerand, fein und elegant im Duft, leicht iodige Note, schöne Frucht, anklingende Süße, nuancenreicher Körper, langer Nachhall. 97 Punkte
2000 Château Figeac
Gut gedecktes Rubinrot ohne jeden Gelbrand, deutliche Paprikanote im Duft vermischt mit Cassis, elegante Fülle, Schokolade, lebendiger Körper, eingebundene Tannine. 96 Punkte
2001 Château Figeac
Sehr gute Farbe, keinerlei Gelbrand, kompakter Duft, klare Frucht, eine Spur rustikal, herzhafte Tannine, markanter Nachhall. 92 Punkte
2003 Château Figeac
Tiefdunkle Farbe ohne jeden Gelbrand, duftet nach Brombeere und Schwarzkirsche, bestens eingebundene Tannine, deutliche Fruchtsüße, Rumtopf, beste Balance, markanter Nachhall. 95 Punkte
2005 Château Figeac
Tiefdunkle Farbe ohne jeden Gelbrand, schöne Brombeernote, anklingende Fruchtsüße, ein Klassiker am Anfang einer langen Reifeentwicklung, großartiger Nachhall. 98 Punkte
2006 Château Figeac
Tiefdunkle Farbe, saftiger Cassisduft, ein Hauch von Paprika, eleganter Körper, feinherbe Frucht, samtige Süße, angenehme Tannine, feiner Nachhall. 96 Punkte
2009 Château Figeac
Tiefdunkle Farbe, feiner Cassisduft, feinsaftige Frucht, tolle Würze, anklingende Süße, stoffiger Körper, große Eleganz, enorme Dichte, langer Nachhall, großartig. 99 Punkte
2015 Château Figeac
Tiefdunkle Farbe, ein Hauch von Cassis und Himbeere, ernster Weintypus, enorme Konzentration, feine Süße, markante Tannine, großes Potential, braucht Zeit. 98 Punkte