Victor Diel Rede

01.10.2023

Lieber Papa,
als Du mich vor einigen Wochen fragtest, ob ich denn zu Deinem diesjährigen Ehrentag eine kleine Rede halten würde, sagte ich Dir spontan und gerne zu. Zu diesem Zeitpunkt hattest Du mir allerdings noch nicht die Rahmenbedingungen mitgeteilt … Erst etwas später sagtest Du mir nicht nur genau, wie lange die Redezeit ist, sondern auch wann am Abend sie gehalten werden soll und zwischen welchen Gängen. Dein späteres Angebot, mir Daten oder Inhalte für MEINE Rede zu liefern, lehnte ich dankend ab, ebenso wie Deine Anfrage, Dir die Rede vorab zukommen zu lassen, um den Inhalt zu prüfen und womöglich zu ergänzen … Ich bin mir sicher, dass dies die Mehrheit der anwesenden Gäste weder verwundert noch überrascht … Wir wissen alle, dass Du nur sehr ungerne Dinge dem Zufall überlässt und alles akribisch genau planst und perfektionistisch bis ins kleinste Detail ausführst. Du betonst es selbst so gerne und oft: Wir beide sind uns in vielerlei Hinsicht recht ähnlich und genau deshalb gestalte ich meine Reden gerne selbst – vielen Dank.

Liebe Freunde und Familie,
heute sind wir hier versammelt, um einen ganz besonderen Menschen zu feiern: Armin Diel. Ein Tag wie heute erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Menschen in unserem Leben zu ehren und zu schätzen, die uns so viel bedeuten.
Armin, du bist nicht nur ein weiteres Jahr älter geworden, sondern auch ein Jahr weiser, erfahrener und großartiger. Dein Geburtstag ist eine Gelegenheit, nicht nur deine Existenz zu feiern, sondern auch die vielen positiven Einflüsse, die du in unserem Leben hast.
Dein Optimismus ist ansteckend und deine Geduld von unschätzbarem Wert.
In deinen Jahren hast du so viele Erfahrungen gesammelt, die du mit uns teilst, und dabei hast du uns gezeigt, wie wichtig es ist, das Leben in vollen Zügen zu genießen.
An deinem Geburtstag denken wir nicht nur an die Vergangenheit, sondern auch an die Zukunft. Wir sind gespannt darauf, all die großartigen Abenteuer zu erleben, die noch vor uns liegen, und wir freuen uns darauf, sie gemeinsam mit dir zu bestreiten.
Möge dieser besondere Tag voller Freude, Liebe und Glück sein, genauso wie du es verdienst. Armin, wir wünschen dir alles erdenklich Gute zu deinem Geburtstag und für das kommende Jahr.

Oh, nun bin ich in der Zeile verrutscht! Das ist, was dabei herauskommt, wenn man eine Geburtstagsrede auf Armin Diel von Chat-GPT schreiben lässt. Einen Versuch war das ja wert …

Wo fängt man also an und wo hört man auf bei einer Rede für und auf Armin Diel? Eine immer gern verwendete Einleitung sind die Geschehnisse aus dem Jahrgang des Geburtstagskindes … allerdings möchte ich nur ungerne die mir gewährten 15 Minuten damit verbrauchen, über den Tod Josef Stalins (†5.3.1953), die Krönung Elisabeth der II. (2.6.1953) oder den Arbeiteraufstand in der DDR vom 17. Juni zu sprechen. Zumindest passender im Kontext Armin Diel wäre das DFB-Pokalfinale vom 1. Mai 1953, bei dem der Rot-Weiß Essen 2:1 Alemania Aachen bezwang oder der 4:1 Sieg des 1. FC Kaiserslautern über den VfB Stuttgart am 21.06.1953, wodurch der 1. FCK Deutscher Fußballmeister wurde. Ich bin mir sicher, dass Du diese monumentalen Sportereignisse bereits im Bauch Deiner Mutter gefeiert hast. Aber wir wollen niemanden weiter langweilen mit politischen oder sportlichen Ereignissen des Jahres 1953 … Das wichtigste Ereignis am 1.10.1953 scheint jedenfalls die Geburt von Armin Alfred Joachim Diel gewesen zu sein. Jedenfalls konnte ich nichts Spektakuläreres im World Wide Web finden!

Nachdem wir beide uns am kommenden Donnerstag genau 41 Jahre kennen, können wir ein Lied davon singen, wie es NICHT immer einfach ist zwischen Vater und Sohn. Gewiss könnte ich die mir gewährte Redezeit problemlos überschreiten, zu berichten, welch schwierige Zeiten wir beide durchlebt haben in den letzten Dekaden. Aber da ich lediglich die positiven Angewohnheiten von Dir geerbt habe, möchte ich diese Rede ausschließlich Deinen positiven Seiten widmen. Man kann bei Armin Diel wahrhaftig von einem Multitalent sprechen. Er kennt nicht nur jeden Torschützen der Fußballbundesliga seit 1963, er spielt auch so exzellent Skat, dass er sich vor Beginn eines Skatabends manchmal einen kleinen Schwips antrinkt, um den Mitspielern eine Chance zu geben. Armin hat eine Überzeugungskraft und ein Verkaufstalent, dass er einem Eskimo mit Schüttelfrost einen Kühlschrank verkaufen könnte. Auf seine weiteren Talente gehe ich im Folgenden etwas ausführlicher ein.

Bei all dem Glanz und Gloria, den großartigen Reisen, die Du mit Mama unternimmst, den weltbesten und rarsten Weinen, die Ihr regelmäßig konsumiert, den höchstdekorierten Restaurants, die Ihr besucht, bei all diesem wunderbaren Luxus darf man nie vergessen, wo man herkommt und wie man dort hingekommen ist, wo man angekommen ist … So möchte ich an dieser Stelle daran erinnern, dass das nicht immer so war. Es befinden sich zwar auch einige Gäste hier im Raum, die Dich und uns schon sehr lange begleiten und sehr wohl die etwas rustikaleren Zeiten miterlebt haben. Aber einigen wird es wahrscheinlich nicht bekannt sein, dass Du das elterliche Weingut nicht nur in höchst schwierigen Zeiten übernommen hast, sondern auch in – sagen wir mal – „suboptimaler“ Verfassung. Die damals 9 Hektar Weinberge waren nebst Riesling und den klassischen Burgundersorten mit so klangvollen Rebsorten wie Kerner, Optima, Huxelrebe und Bacchus bepflanzt. Abgesehen davon stand es um den Ruf des deutschen Weines damals insgesamt schlecht. Du hast mir vor vielen Jahren einmal von recht unerquicklichen Verhandlungen mit der damaligen Hausbank erzählt und ich kann mir nur im Ansatz vorstellen, welches Verhandlungsgeschick Du an den Tag legen musstest, um die Bänker von Deinem Businessplan zu überzeugen. Alles in allem sehr schwierige Zeiten. Jedoch können, glaube ich, weder Caroline noch ich behaupten, dass wir unter diesen anspruchsvollen Zeiten, die Dir und Euch sicherlich eine Menge abverlangt haben, leiden mussten! Im Gegenteil – wir können mit Fug und Recht sagen, dass wir eine erfüllte Kindheit hatten und es uns an nichts Bedeutsamen fehlte. Wir hatten dank Mama immer leckeres Essen auf dem Tisch und später dank Dir gute Weine im Glas. Was will man mehr? Ihr habt es sogar uns beiden ermöglicht, unser Abitur im Ausland zu absolvieren. Caroline 1998 in Amerika und ich 2001 in England. Ich weiß, dass das kein Pappenstiel für Euch war und alles andere als selbstverständlich! Im Anschluss daran habt Ihr uns beiden ein Studium ermöglicht – auch wenn ich mein Jurastudium ähnlich erfolgreich abgebrochen habe wie Du damals Deines … Abgesehen davon, dass wir schon in jungen Jahren von Deinem umfangreichen Weinkeller und Deinem noch umfangreicheren Weinwissen profitieren durften, hast Du Caroline und mich auch mit hervorragenden Kontakten ausgestattet, so dass wir beide uns auf unterschiedliche Weise mit der großen, weiten Welt des Weines vertraut machen konnten. Caroline ging auf Wanderjahre zu einigen der berühmtesten Weingüter der Erde und ich habe u.a. für die Firma Pieroth Weine in Hong Kong verkauft und dabei tolle Kontakte fürs Leben knüpfen können. Ich möchte also – und ich denke da spreche ich auch im Namen von Mama und Caroline – den Hut ziehen vor Deiner rastlosen Schaffenskraft, die zwar etwas weniger Privatleben und ausgedehnte Urlaubsreisen zuließ aber dafür uns allen eine mindestens bürgerliche Existenz ermöglicht hat. Vielen Dank dafür!

Du hast in Deiner Karriere nicht nur das Familienweingut erfolgreich in neue Sphären geführt, Du warst auch sehr erfolgreich als Publizist tätig in den letzten 40 Jahren. Während Du zunächst mit herzlichen Liebesbriefen versucht hast, Deinen Freundeskreis in der kochenden Zunft zu erweitern, hast Du später mit dem Gault Millau ein Standardwerk der Deutschen Weinliteratur geschaffen. Du hast für verschiedene Zeitungen geschrieben genauso wie für die Magazine Alles über Wein, Vinum, FINE und sogar im Playboy, dessen Erstausgabe übrigens am 1.12.1953 erschien – mit Marilyn Monroe als Covergirl! Genau wie bei meinem Job, bei dem die meisten Menschen denken: „Ach durch die Welt reisen, tolle Weine trinken, gut essen und nette Menschen treffen – das ist ja gar keine Arbeit!“ So könnte man auch meinen, dass es eher ein spaßiges Hobby sei, über die besten Restaurants und Weine zu schreiben.

Aber wer einmal eine Verkostung miterlebt hat, bei der man 200 Weine an einem Tag verkostet und auch beim letzten noch einen klaren Gedanken formulieren muss, der weiß, dass dies auch harte Arbeit ist.
Zumal bei Weitem nicht alle eingeschickten Weine Große Gewächse deutscher Spitzenlagen waren … Einige Deiner Winzerkollegen haben sich an Euren Bewertungen gerieben, manche Dir sogar die Freundschaft gekündigt und andere am Ende mit einem bösen, offenen Brief das System angeprangert und angedroht, keine Proben mehr einzusenden. Für den Ruhm, die Publicity oder die höheren Preise, die sie erzielen konnten aufgrund der verliehenen Auszeichnungen wie Winzer des Jahres oder Kollektion des Jahres haben sich nur sehr selten Kollegen bedankt. So ist das leider nun mal im Leben und viele Menschen leben nach dem Motto „lobe, wo Du musst und tadele, wo Du kannst!“ Dieser Leitgedanke liegt Dir zum Glück gänzlich fern. Ich jedenfalls habe Deine Texte immer gerne.

Wie die meisten von Euch wissen, verdiene ich meinen Lebensunterhalt mit einem feinen Weinhandel in Hamburg mit mittlerweile 29 Wein- und Champagnergütern, bei dem mich meine liebe Frau Natalie seit einigen Jahren tatkräftig unterstützt. Einen Teil der Inspiration für diese Ausrichtung habe ich Deiner uneingeschränkten Liebe für Spitzenweine zu verdanken und Deiner Großzügigkeit, diese mit mir zu teilen. Egal ob zu meinem Abschlussball in England, während meines Studiums in Augsburg oder in den letzten 18 Jahren in Hamburg – wenn Du mich besuchen kamst, hattest Du immer mindestens eine besondere Flasche im Gepäck! Seit vielen Jahren veranstaltest Du spektakuläre Horizontal- und Vertikal-Verkostungen mit den berühmtesten Weingütern aus Bordeaux und Burgund. Bei sehr vielen dieser Verkostungen durfte und darf ich als Dein Gast teilnehmen, was mir ermöglicht, meinen eigenen Weinhorizont stetig zu erweitern. Die meisten hier im Raum kennen Deine ausgeprägte Vorliebe für das Nobel-Garagen-Weingut Chateau Le Pin aus Pomerol. Du warst einer der allerersten, der dieses damals völlig unbekannte Weingut Anfang der 80er Jahre entdeckt und gekauft hat – lange bevor es von der internationalen Weinpresse, den Sammlern und Weinspekulanten in den Olymp der besten Weingüter der Welt gehoben wurde. Überdurchschnittlich oft hast Du es mir ermöglicht diesen heiligen Gral des Bordeaux zu genießen! Mittlerweile erhalte ich eine eigene, kleine Zuteilung und die Sammlung wächst und gedeiht. Ein unvergessliches Highlight für mich war, als Du mich im Jahr 2005 zum Frankfurter Flughafen gebracht hast, von wo aus ich zu einer Vertriebsreise nach Asien aufgebrochen bin. Es war damals quasi ein Standardprozedere, dass Du mir eine gute Flasche Wein mitgegeben hast, um den langen Flug etwas erträglicher zu machen. Damals konnte man ja noch Flüssigkeiten mit in die Kabine nehmen. In diesem Jahr landete eine halbe Flasche Le Pin Jahrgang 1998 in meinem Handgepäck. Das war schon ein spektakulärer Weinmoment für mich als 22-jähriger, solch eine rare und geniale Flasche ganz allein genießen zu dürfen! In jedem Fall möchte ich mich für die vielen großartigen Weine, die ich durch Dich und mit Dir gemeinsam verkosten und genießen durfte, herzlichst bedanken!

Eine weitere große Inspiration sind die kulinarischen Weinreisen, die Du sehr erfolgreich seit über 30 Jahren veranstaltest und mittlerweile hunderten von Weinliebhabern die Türen der besten Winzern Europas geöffnet hast, die sonst meist verschlossen bleiben. Auch hier habe ich mir ein Beispiel an Dir genommen und veranstalte seit 12 Jahren eigene Weinreisen – teils in dieselben Regionen wie Du – teils in andere. Nachdem wir zu Beginn ein paar Reisen mit Kunden von mir aus Hong Kong gemeinsam durchgeführt hatten und feststellen mussten, dass mehrere Tage auf engstem Raum nicht unbedingt die Harmonie steigern, sind wir wieder getrennte Wege gegangen. Vor ein paar Jahren kamst Du auf mich zu und fragtest, ob wir nicht mal wieder unsere Kräfte bündeln wollen und gemeinsam eine Reise ins Rioja anbieten mit Deinen Kunden und meiner Organisation und gemeinsamer Reiseleitung. Wir beide haben dies als neuen Anlauf für gemeinsame Unternehmungen betrachtet. Nach mehrfachem Verschieben der Reise aufgrund von Corona, haben wir letztes Jahr endlich diese Rioja-Reise durchgeführt und es lief so gut, dass wir in diesem Jahr gleich zwei gemeinsame Reisen durchgeführt haben und für nächstes Jahr die nächsten zwei geplant. Auch hier kann man nur den Hut ziehen, was Du in den letzten mehr als 30 Jahren geleistet hast im Auftrag des gehobenen Genusses und wenn es eine Auszeichnung gäbe für den Wein- und Genussbotschafter Europas – Du hättest sie gewiss verdient!

Als vorletzten Punkt möchte ich hervorheben, was Du in Deinen aktiven 30 Jahren im Schlossgut Diel geleistet hast! Du hast nicht nur die Rebfläche von 9 auf 20 Hektar erhöht, Du hast auch den Rebsortenspiegel von knapp 20 Sorten auf die wichtigsten fünf reduziert. Du hast die Schulden abgebaut und die Qualität aufgebaut. Du hast die Preise angezogen und zeitweise die obere Benchmark an der Nahe gesetzt. Diese Preise ließen sich vor Allem durch höhere Qualität aber auch durch Dein herausragendes Verkaufstalent durchsetzen. Du hast das Schlossgut in den VDP geführt und Dich dort 23 Jahre engagiert als Präsident an der Nahe und 12 Jahre als Vizepräsident im Bundesverband. So wie immer in der Politik ist solch ein Job alles andere als nur Zuckerschlecken und ich weiß, wie viele Nerven es Dir geraubt hat, immer wieder Überzeugungsarbeit zu leisten und für eine international verständliche Klassifikation zu kämpfen und höchstmögliche Qualität zu propagieren. Ich möchte meinem Nachredner Michael Salm nicht das Material seiner Rede stehlen, aber ich glaube man kann guten Gewissens sagen, dass Du für das Schlossgut Diel und auch für den deutschen Wein insgesamt Außergewöhnliches geleistet hast und dafür höchste Anerkennung verdienst!
Nun zum Schluss möchte ich auf Deine wahrscheinlich größte Stärke zu sprechen kommen. Diese hast Du 1976 in Torre del Mar kennen gelernt und sie sitzt heute neben Dir! Es ist überflüssig, die positiven Eigenschaften von Mama aufzuzählen und es würde darüber hinaus den gesamten Abend benötigen. Wir alle wissen, was Du an ihr hast und was sie beigetragen hat, damit all das vorhin erwähnte möglich sein konnte. Deine Leistung liegt darin, dass sie heute nach 44 Jahren Ehe noch an Deiner Seite ist! Gratulation!

Lieber Papa, ich möchte Dir nochmals alles erdenklich Gute wünschen, mich bedanken für die Türen, die Du mir eröffnet hast und für alles, was ich von Dir lernen und mit Dir erleben konnte, mich auf viele weitere gemeinsame und genussvolle Momente und Reisen in der Zukunft freuen, das Glas mit Dir erheben und uns nun allen einen wunderschönen Abend wünschen!