Prinz Salm-Rede

Rede zum 70. Geburtstag von Prinz Salm

Vier Fragen zu Beginn

  • Wann taucht in der deutschen Geschichte erstmals ein Fürst auf?
  • Wie hieß er?
  • Wie wird man Fürst?
  • Woran erkennt man einen Fürsten?

Drei Antworten gehen schnell

  • Der erste deutsche Fürst lebte von 17 v. Chr. bis 21 n. Chr. Er steht an Deutschlands Beginn vor ziemlich genau 2000 Jahren.
  • Er hieß Armin (der Cherusker), aus gegebenem Anlass nennen wir ihn ab heute nur noch Armin den 1.
  • Fürst wird man durch außerordentliche Leistung – manchmal auch durch Geburt. Damit sind wir beim Jubilar. Für ihn trifft beides zu. Seine Eltern haben ihm den Namen Armin gegeben, weil sie wussten, das wird ein außerordentliches Kerlchen, der Deutschland in ähnlicher Weise verändert wird, wie Armin der 1.
    Heute, 2000 Jahre später, feiern wir unseren Fürst Armin II – wir wollen ihn Armin, den Außerordentlichen oder auch den Großen nennen. Zum Leistungsausweis des Großen später mehr.

Die vierte Antwort auf die Frage

Woran erkennt man einen Fürsten? Woran erkennt man einen Großfürsten?
Die 10 Erkennungszeichen zu beschreiben, bedarf es der nächsten 2 Stunden:

  1. Gelegentlich, nicht immer, an seiner Leibesfülle, denken Sie nur an Louis XIV,
  2. An seiner Kleidung
  3. An seinem Schloss
  4. Fürsten sind Liebhaber von Kunst und Kultur
  5. Großfürsten denken und planen groß sind Perfektionisten und halten alles unter Kontrolle
  6. Zum Fürsten gehört auch ein Hofstaat, Leibköche, Mundschenke, ein Leibarzt, eine Hofkapelle, ein Hofnarr, ein Hofgeistlicher.
  7. Zum Fürsten gehört Gehabe, Prunk, Sprüche, die in die Geschichtsbücher eingehen, wichtige Akte der Rechtssetzung, gehören Ruhm und Ehre.
  8. Für Großfürsten bedarf es einer guten Geschichtsschreibung, bei der die fürstliche Feder selbst tätig wird und für den Nachruf ein verlässliches Archiv aufbaut.

Und jetzt wird’s persönlich, denn den guten Fürsten erkennt man:

  1. Sicherlich an seiner Frau
  2. Bestimmt an seinen Kindern

Lassen Sie uns die Erkennungsmerkmale von Fürst Armin dem II (so nennen ihn seine Feinde, während seine Freunde von Armin dem Großen sprechen) im Einzelnen betrachten:

Manches geht schnell:

~1~

Die Leibesfülle: sie gabs meist.
Bei Arminius dem II, genannt dem Großen, geht die Leibesfülle nur gelegentlich verloren

~2~

Die Kleidung: klassisch z.B. der Smoking – gehört bei Armin II so normal zum Kleiderschrank, wie bei gewöhnlichen Winzern der Winzerkittel.

~3~

Das Schloss: Schlossgut Diel, auf Burg Layen – damit ist alles gesagt.
Für die heutigen Feierlichkeiten war das Trollbachtal zu klein, Vater Rhein muss es sein und wieder Nomen est Omen: Burg Reichenstein.

~4~

Liebhaber von Kunst und Kultur: Oper, Wein, Gesang, Fußball
Wer Armins Solo bei der Hochzeit seiner Tochter vernommen hat, weiß: Haken dran!

~5~

Groß denkender Perfektionist/Kontrollfreak: Ich habe hier in Händen die 11-seitige Regieanweisung für den heutigen Festabend. Den Kontrollfreak kennen wir alle: Anruf Armin II: Wo bist Du? Was machst Du? Was verdienst Du?

~6~

Der Hofstaat: jetzt wird’s umfangreich, glorios und erstklassig

Die Riege der Haus- und Hof-, man könnte auch sagen Leibköche: Harald Rüssel, Till Gerwinat, Cornelia Poletto, Rainer Maria Halbedel, Johann Lafer. Da ist die ganze Championsleague versammelt.

Die Riege der Mundschenke: Karina Heinz, Jan Kalita, Kai Schattner – Weltklasse!

Die Hofkappelle heute repräsentiert durch Luciano.

Der Leibarzt: das Amt bleibt in der Familie. Wem soll man sonst trauen? Seinem Bruder natürlich! Wie ich heute lernte, koordiniert er als Gynäkologe nur das breite Team vertrauter Ärzte.

Nach hinten fällt der Ochse ab, denn jetzt kommt der Hofnarr:

Selbstredend hält und bestellt sich unser Fürst Armin, der Ausserordentliche, einen solchen. Mit Luther sage ich: Hier stehe ich also und kann nicht anders.

Der Fürst ruft, der Prinz kommt, und macht den Hofnarren, mit Narrenjacke. Den Job hat Fürst Armin II heute Abend für mich vorgesehen.

In vergangenen Jahrzehnten oder Jahrhundert sollte und musste ich ja am Hofe Armin, des Außerordentlichen, nur normale Reden halten. Zum 70. muss ich alles geben und das ohne Bezahlung! Fürsten verstehen etwas davon andere für sich arbeiten zu lassen – einzig der Ehre willen. Daher kommt der Begriff „Ehrenamt“.

Job Description Hofnarr gemäß Wikipedia:
„Der Hofnarr war über Jahrhunderte fester Bestandteil eines Hofstaates. Er war jedoch ursprünglich nicht in erster Linie dazu da, um seinen Herren zu belustigen, sondern um ihn ständig daran zu erinnern, dass auch sein menschliches Dasein vergänglich ist und zu jeder Zeit der Sünde verfallen könnte. Für Hofnarren galt die Narrenfreiheit, die es ihnen ermöglichte, ungestraft Kritik an den bestehenden Verhältnissen zu üben. Auch die Parodierung von Adeligen war den Hofnarren erlaubt. Sie waren also eine soziale Institution zulässiger Kritik. Ihre gesonderte Stellung mit der fehlenden Bindung an gesellschaftliche Normen ermöglichte dem Narren einen besonders großen Handlungsfreiraum – da alles, was er sagte, aufgrund seiner „Narrheit“ als nicht ernst betrachtet werden konnte. Darauf begründet sich der heute noch viel verwendete Begriff der „Narrenfreiheit“. Narren hatten zu Teilen an Fürstenhöfen auch die politische Funktion, zu Zeiten absolutistischer Herrschaft die einzigen zu sein, die dem Fürsten noch die Wahrheit übermittelten, ihn an das Geschehen in seinem Herrschaftsbereich ankoppelten.“

Daran halte ich mich.

Den Hofgeistlichen gibt’s auch. Er tritt nachher auf.

~7~

Erkennungsmerkmal eines Großfürsten sind: Gehabe, Prunk, Sprüche, die in die Geschichtsbücher eingehen, wichtige Akte der Rechtssetzung. Ruhm und Ehre müssen unabdingbar einem Fürsten vorauseilen.
Oh, wenn der Weinpapst ruft, wenn der Schlossbesitzer zum Dinner im Smoking bittet, wenn Fürst Armin, der Außerordentliche, lädt, dann kommen alle, Alle. Denn Sie alle lieben Prunk und Gehabe.

Bei Hofe werden wir, das einfache Volk, zum Fürstenthron geladen, um zum 70. zu huldigen.

Sonst gilt, komme nicht zu Deinem Fürsten, wenn Du nicht gerufen wirst. Kleine Kritik am Rande – normalerweise würde unser Fürst das Einladungsschreiben mit Füllfederhalter schreiben – und nicht per E-Mail.

Ruhm und Ehre beginnen früh. Fürst Armin, der Außerordentliche, stammt natürlich aus dem Jahrgang des 20. Jahrhunderts, fürwahr: ein 53er.

Und bei Hofe beim Fürsten, da kenne ich mich aus, gibt es ganz großes Kino: Hervorragende Speisen, zelebriert von Hofköchen – Weingiganten kredenzt von Mundschenken – Mittendrin der Hofnarr, der sogar erklären kann, wie man Fürst wird, wie Armin, der Einfache, zu Armin, dem Großen, wurde.

Durch außerordentliche Sprüche und außerordentliche Taten, Leistung also: Um diese erfassen, gar würdigen zu können stand mir diesmal – wir kennen die Perfektion von Armin, dem Außerordentlichen, das gesamte Staats- und Geheimarchiv des Schlossguts Diel zur Verfügung. In diesem finden sich Tausende von Einträgen über das Wirken unseres hochfürstlichen Herren wieder.

Das hilft, Fürst Armins Verdienste für Schlossgut Diel, Burg Layen, die Nahe und den deutschen Wein zu beschreiben.

Darüber zu reden ist jedoch überflüssig, weil redundant, denn jede und jeder hier weiß, dass ohne das Geburtstagskind die Renaissance des deutschen Weinbaus in der Welt undenkbar wäre, sie so nicht stattgefunden hätte.

Darüber braucht also ein Hofnarr nicht sprechen. Apropos sprechen: ein Fürst spricht, wann er will, was er will, wichtig ist nur, dass alle zuhören.

Ebenso ist weltweit bekannt, dass unser Fürst ein gefürchteter Kritiker ist, der Scharfrichter der Fress- und Weinpäpste (Zitat).

Genauso bekannt wie die Tatsache dass unser Großfürst viele Feldzüge in die Champagne, nach Bordeaux, ins ferne Österreich, nach Italien, ja in die ganze Welt angeführt hat. Und das mit großem Erfolg.
Das alles gehört zum Allgemeinwissen.

Dass unser Fürst Rechtsgeschichte geschrieben hat, lernt jeder Jurastudent im 2. Semester.

Auch über legendäre Sätze, Sprüche – Zitat:
„Ich fragte mich, ob dieser arme Fisch den beschwerlichen Weg per Fahrrad nach Münster zurücklegen musste: es war ein faserig-trockener, völlig versalzener, braunoxidierter Lachs.“ und den daraus entstehenden zehnjährigen Rechtsstreit bis zum BGH sind wir alle gut im Bild.

Ich bin hochfürstlicher Durchlaucht noch heute dankbar, dass Sie sich gerade über die Qualität des Salmo Salar – vulgo Lachs so aufgeregt haben. Von Salm waren hochfürstliche Durchlaucht Armin II besseres gewohnt.

Wer all das nicht weiß, empfehle ich die geniale Website des Schlossguts und des Fürstlich Arminischen Archivs zur Lektüre.

Darüber hinaus: Bei unserem Fürsten handelt es sich um den Begründer von nichts Geringerem als des weltweit einzigartigen Reichs der Grey Eagle – einer inzwischen weltweit bekannten Selbsthilfegruppe, bedeutungslos gewordener Senioren.

~8~

Geschichtsschreibung: Jedem Fürsten ist nicht nur am Ruhm des Tages, sondern besonders am Nachruhm gelegen. Auch insoweit ist Armin der Große Prototyp eines Fürsten – ja eines Barockfürsten.

Darin wie man beizeiten für Nachruhm sorgt, ist Armin der Große für viele andere Fürsten ein Vorbild. Ihm wird man nie nachsagen können: “Was das Frankfurter Würstchen unter den Würsten, bist Du Fürstchen unter den Fürsten“.

Unser Fürst verfügt über ein Elefantengedächtnis. Wer ihm, wann und wo auf die Füße getreten hat, vergisst er nie. Das wahre Fürsten gern begnadigen muss Armin II noch lernen.

Sie merken, jetzt wird’s persönlich – dem Hofnarren geht es ja um Tieferes, ich nenne es mal die Seele. Jetzt also vom förmlichen Sie zum persönlichen Du:
Ich gebe zu, ich habe länger gebraucht, sie zu finden, wie ich dich als 20-jährigen kennen lernte. Mit Ford Osi habe ich Dich damals für einen Proll gehalten (Wenn ich Bilder vom Osi jetzt anschaue – ist es doch ein elegantes Fahrzeug).

So dauert es ein bisschen zu Deiner Seele zu finden. Als du heute kurz Deine Mutter erwähntest, blickten wir dorthin. Sentimentalität ist Dir gegeben.

Aber neben scharfem Verstand, brillantem Gedächtnis (nicht nur für Jahrgänge, sondern für Mannschaftsaufstellungen beim Fußball, vielleicht nicht für Namen der Enkel, etc.), klarem politischen Blick, bist du auch ein Herzens-Mensch.

Und jetzt komme ich zu den wichtigsten, den letzten, den entscheidenden Erkennungsmerkmalen eines wahren, eines großen Fürsten:

~9~

Fürst, erst recht ein Guter, wird man nur mit Hilfe einer Fürstin.

Ich zitiere Fürst Schwarzenberg, den Außenminister von Tschechien. Er wurde zu Nikolas Sarkozy befragt, was er also vom frz. Präsidenten halte. Es war klar, dass das wenig war. Es war auch klar, dass er das als Außenminister, als Diplomat also, nicht zugeben durfte. Deshalb antwortete er: „Ich bewundere ihn dafür, dass es ihm gelungen ist, Carla Bruni als Ehefrau zu gewinnen“.

Armin, ich bewundere dich dafür, dass es dir gelungen ist, Mo als Frau zu gewinnen.

Sie ist Dein unabdingbares Korrektiv, gleichzeitig Deine treue Begleiterin. Drei Fahrten mit Euch beiden sind mir besonders im Gedächtnis: Rückfahrt nach Weinprobe bei Rüssel, im Taubenblauen Mercedes. Beide ein Glas Riesling in der Hand, dass ich von hinten immer wieder auffüllen musste. Ich war froh, dass wir nur eine Flasche dabeihatten.

Rückfahrt von Monzingen – Du, Mo, durftest nicht so fahren, wie du wolltest, bis es dir schließlich bei allem Gemecker deines Fürsten zu bunt wurde. Die klare Ansage: Rausschmiss oder Schnauze halten.

Das Reisen mit Euch ist voller Sensationen:

Unsere gemeinsame Fahrt in die Champagne. Meiner ganzen Familie habt ihr eine wunderschöne Reise gestaltet, die niemand je vergessen wird, der dabei war. Alle mit Dir befreundeten Fürstenhäuser öffneten Ihre Tore, Keller und Küchen: von Taittinger über Bollinger, Krug, Deutz bis Selosse.

Ihr habt auch unsere Familiengebräuche mit gemacht z.B. bei so merkwürdigen Dingen wie Morgenandacht samt Gesang. Am dritten Tag hast du mitgesungen.

Ihr wart euch nicht zu schade uns Ignoranten in die Geheimnisse dieser genialen Betriebe einzuführen und die letzte Schatzkammer zu öffnen.

Einen großen Mann erkennt man an seiner wunderbaren Frau. Eine Frau, die Du liebst, selbst dass sie Restsüße Weine nicht mag, hast du ihr verziehen.

Ohne Deine Frau wärst Du nicht lebensfähig, wie mir mein Tischnachbar zu recht sagte.

~10~

Die Kinder, die Nachzucht, nächste Generation: Du denkst ständig an deine Kinder, sprichst oft von ihnen, berichtest stolz von ihren Heldentaten, und lässt nach in der Kritik an Ihnen. Daran erkennt man Altersweisheit und nicht nur Altersmilde.

Von meiner Mutter habe ich einen entscheidenden, biblischen Tipp mitbekommen, was die Unterscheidung der Geister/der Menschen angeht. Er lautet: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“.

Also schauen wir auf die Früchte: Viktor und Caroline. Was sind das für geniale Typen! (auch das perfekt auf Homepage beschrieben).

Und 2.: Weisheit der Bibel: „Nicht an Worten, sondern an Taten sollen wir die Menschen messen.“ Und selbst Fürsten sind Menschen vom Weibe geboren. Daran denke ich oft, wenn ich an Dich denke.

Fürsten erkennt man an Ihrer Großzügigkeit – wir erleben sie heute – Dafür danken wir Dir von Herzen.

Für dich ist es aber auch selbstverständlich, dass wenn wir Eagles andere Güter besichtigen, auch ordentlich Wein einkaufen. Da bist Du großzügig nicht nur für Dich selbst, sondern auch für andere.

Dass Telefongespräche mit Dir oft wie ein hochnotpeinliches Verhör ablaufen: Wo bist Du, Was machst Du, Was verdienst Du, habe ich schon gesagt.

Oft fühle ich mich vor dem hohen Gericht der heiligen Inquisition. Dabei ist es nur Neugier, auch die ist fürstlich – und – weil du selbst total direkt, ehrlich, bewundernswert und transparent bist – für Dich ganz normal.

All das sind Tugenden eines wahren Fürsten. Du bist aber nicht nur Fürst, sondern obendrein ein Freund! Danke dafür!

Zum Hofstaat gehört auch der Hofgeistliche – ich habe versprochen ihn vorzustellen, die Aufgabe nehme ich auch wahr, deshalb ganz ernst gemeint: Ad Multos annos – und Gottes Segen für Dich und Deine Familie.

Zuletzt darf ich – wie es sich an einem Fürstenhof gebührt – die Herren bitten aufzustehen.
Ich gendere nicht, die Damen bleiben bitte sitzen.

Damen und Herren aber bitte ich ihr Glas zu erheben und Armin den Großen hoch leben zu lassen.

Armin der II – heute der Große, er lebe hoch, hoch, hoch